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Pechichal

Ausser Atem und etwas verschwitzt wegen der Hitze erreichst du die einfache Küche. Auch dieses Mal hat dir das Erklimmen der federnden Holztreppe ein etwas mulmiges Gefühl gegeben. Du bist dir nicht gewohnt, dass eine Hütte auf Stelzen steht – sie kommt dir aber nicht seltsam oder gar ärmlich vor. Im Gegenteil, eine tiefe Vertrautheit zu diesem Ort macht sich bemerkbar, als dein Blick über die scheinbar endlosen Reisfelder schweift. Deine Atmung hat sich wieder etwas beruhigt und du kratzt nervös an einem deiner unzähligen Mückenstiche. Urgrossmutter sitzt in einer Hängematte, du musterst sie und dir fällt auf, dass du noch nie eine so alte Person gesehen hast. Nicht nur bei ihr hat die Zeit sichtbar ihre Spuren hinterlassen. Die einfache Gaskocheinheit in der Ecke des kleinen Raumes ist gezeichnet von unzähligen Mahlzeiten. Neben ihr stapeln sich schwarz verfärbte Pfannen und weiss glänzende Keramikteller. Eine Reihe aus Schöpflöffeln hängt an der Bambuswand. Dein Blick bleibt an der Wand hängen. Dir fällt auf, dass du dich noch nie bei Regen oder Dunkelheit in diesem Haus aufgehalten hast und bist froh, dass etwas Luft durch die Ritzen zwischen den Bambushalmen weht. Durch diese dringen Lichtstrahlen in die Hütte und spielen ein lustiges Muster vor deinen Augen. Deine Mutter unterhält sich gerade liebevoll mit deiner Urgrossmutter und deutet an, dass auch du dich neben sie setzen solltest. Der abgenutzte unbehandelte Holzboden knarrt, als du zur Hängematte gehst. Unter dem Boden hörst du das Gackern von Hühnern und nimmst einen unbekannten Geruch wahr. Obwohl einige Tiere ums Haus herum leben, stinkt es nicht nach Mist. Später erfährst du, dass in der Nähe Abfall verbrannt wurde. Du setzt dich zur Urgrossmutter, die Hängematte schaukelt etwas und die Hütte stöhnt. Der fremde Geruch ist plötzlich verschwunden.
Du merkst, dass deine Urgrossmutter immer noch denselben sanften Duft verströmt, wie vor zwei Jahren. Du fühlst dich wohl.
Basel, 2018