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Foroglio

Von der Sonne gewärmte Dachsteine drücken den Raum unter ihnen in die Erde, schützen ihn mit gewaltiger Schwere, doch ohne seine Seele zu erdrücken. Fast mag es wirken als sei das Haus um ihn herum als einziger, grosser Felsblock vor etlicher Zeit den Hügel runtergepoltert und da liegen geblieben. Vielleicht wirkt sein Inneres deshalb, als wäre es luftdicht verpackt und abgeschlossen von der Aussenwelt, dem weiten Tal. Ein Erdloch in Stein gemeisselt, eine Höhle, rau und kuschlig. Ein Ort an dem sich Hitze und Kälte in kaum gewaltigerer Weise begegnen und sich ewigen Kampf erschöpfen. Ein Boden, kalt, aus von Tausend Füssen belatschten, speckigen Granitwulsten, die sich aneinander schmiegen, nur um dann scheinbar nahtlos in die weichen Holzstriemen der Wand überzufliessen. Seine schummrigen Ecken führen ins Nichts. Gegen die Wände drücken sich klobige Holzmöbel, eine Kochnische verzieht sich in den hinteren Teil des Raumes, wo sie ungestört vor sich hin grummeln kann. Drei Türen posieren stolz nebeneinander, massiv und undurchdringlich starrt das dunkle Holz vor sich hin. Überhaupt schein sich jegliche Bewegung im Rauminnere zu sammeln auf dem hellen Fleck vor dem Feuer wo das Licht sich wiegt und tanzt und wo der kalte, glatte Stein von weichem Fell bedeckt wird. Schüchtern hängt weiter hinten eine Glühbirne von der Decke, die mit letzter Kraft ihren fahlen Schein ins Dunkle flüstert, dem Feuerfunkeln die Stirn bietet und doch beinahe von ihrem kaum vernehmbaren Surren übertönt wird. Das entfernte Rauschen von Wasser klingt in schmalen, dumpfen Tönen durch die Ritzen der steinigen Fassade. Das einzige Geräusch, das an die Welt da draussen erinnert. Hier drin bewegt sich kein Lufthauch und doch ist’s von Staub befreit, sauber, urige Düfte doch kein Gestank. Es ist als wär dieser Raum konserviert, von Zeit befreit, und für Geschichten bereit.
Basel, 2018