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Die Bärenhöhle

In einem alten, kleinen Chalet an der Lenk, da ist sie. Die Bärenhöhle.
Dieser Name ist älter als ich und so wie mein eigener Name wurde er nie in Frage gestellt. Es ist eine kleine Nische am Rande des Wohnzimmers, eingeklemmt unter der Treppe. Gerade gross genug für eine mit rotem, grobmaschigen, leicht kratzigem Stoff bezogene Matratze. Sie ruht auf einem Sockel, eingekleidet in ausgebleichtem, olivgrünem Spannteppich. Wenn man auf die Matratze klopft, steigen kleine Staubwolken auf. Die Treppe geht von der rechten Seite der Nische, wo man kaum Platz für die Füsse hat, steigend nach links. Die Rückwand, sowie die linke Wand sind mit leicht rötlichem Massivholz getäfert.

Über dem Kopfende hängt eine kleine Wandleuchte mit Lampenschirm aus Stoff, die Fassung ist aus Plastik und in Form einer Kerze. Sie wirft ein schummriges, warmes Licht an die Unterseite der Stufen.
Wenn jemand die Treppe hochsteigt, knarrt die ganze Höhle. Man erkennt am Gewicht und Takt der Schritte sehr gut, wer der Familie jetzt gerade über einem schreitet. Die Vorderseite der Nische ist eigentlich offen, wäre da nicht ein Holzbalken, welcher die Decke stützt, der Rücken eines leicht gelblichen Stoffsessels, ein kleiner Hocker mit aus Pflanzenfasern gewobener Oberfläche, welcher durchgehend von diversem Kram bedeckt ist, sowie eine Stehlampe, die an einer Steckerleiste mit grossem Kabelgewirr eingesteckt ist.

All dies bildet eine organisch gewachsene Mauer aus Hausrat, die die Bärenhöhle vom Wohnzimmer abtrennt. In der Bärenhöhle ist man weit weg vom Rest der Welt, gebettet auf mehreren kleinen roten und grünen Kissen aus dem selben kratzigen Stoff wie der Bezug der Matratze. Einige Wolldecken bieten Schutz von den manchmal kalten Abenden in der Lenk. Es ist ein Ort für Träume, ein Ort, in welchen man reinklettert und dann in einem guten Buch verschwindet. So ist sie, die Bärenhöhle.
Basel, 2018