ionicons-v5-h ionicons-v5-f ionicons-v5-f ionicons-v5-k ionicons-v5-a ionicons-v5-i ionicons-v5-e ionicons-v5-h ionicons-v5-l ionicons-v5-j ionicons-v5-g ionicons-v5-g ionicons-v5-i ionicons-v5-k ionicons-v5-g ionicons-v5-g

Ein verlassener Ort

Nahe meines alten Wohnorts, ganz am Ende der Karl-Liebknecht Strasse ist da dieses riesige Areal. Brach, nur wenige karge Büsche auf dem gelb-lemigen Kiesboden. Dort steht dieses riesige Gebäude. Wahrscheinlich eine alte Fabrik aus DDR Zeiten. Sie macht schon von weitem einen stark-verwitterten Eindruck. Die Fassade wechselt sich horizontal von roten Backsteinen zum beigen Verputz ab. Dazwischen Fenster, manche eingeschmissen manche zugenagelt, alle total dreckig. Moos und andere Pflanzen wachsen aus Rissen und Spalten in der Fassade.

Sobald man das Metallgitter aus dem Boden hebt, gelangt man über ein eingeschlagenes Kellerfenster in das erste Untergeschoss des Treppenhauses. Von dort aus begibt man sich in die oberste Etage. Oben angekommen passiert man ein massives Metalltor, bei dem der Lack, aufgrund des darunter liegenden Rostes, teilweise abgeblättert ist. Normalerweise ist es hier absolut still, bis ich diese ewige Ruhe mit meinen Schritten störe. Das Fischgrätparkett knartscht schon beim Betreten des Raumes und löst ein langanhaltendes Echo aus. Denn der Raum ist riesig, hat hohe Decken und wirkt sehr leer.

Fast schon eine Halle. Getragen wird er von einigen, matt-grauen Säulen, welche nach oben hin in eine verzweigte Dachkonstruktion aus Stahlträgern münden. Sobald man durch den Raum geht nimmt man einen leichten Geruch von altem Gips, gemischt mit Aerosol war. Ansonsten ist es absolut windstill. Die Zeit scheint hier stehengeblieben zu sein.

Eine versiffte Ledercouch steht an einer der grauen Säule. Davor: ein improvisierter Tisch, bestehend aus leeren Farbeimern und einer vollgekritzelten Pressspanplatte. Drum herum: Holzkisten und Bierkästen, welche kurzerhand zu Hockern umfunktioniert wurden. Hier und da ein paar Sprühdosen, Glasflaschen, Müll und abgebröckelter Verputz von den Wänden. Die Wände, einst weiss, sind mit unzähligen, übereinander liegenden Graffitis übers.t. Durch die Drahtglasfenster scheint das Licht in zahlreichen Farben, da nahezu alle Scheiben bunt besprüht sind. Kombiniert mit den hohen Decken hat das fast schon etwas sakrales.

Ein verlassener Ort. Unser verlassener Ort. Weit und breit keine bevormundenden Erwachsenen die einen stören könnten.
Basel, 2018