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Abwege

Mein Erinnerungsraum ist ein Erinnerungsraum, weil er kalt & warm, drinnen & draussen, hell & dunkel verbindet und sein Geruch und Materialität erst jetzt in meinen Gedanken erscheinen, seit dem ich Ihn vor langer Zeit zurückgelassen habe. Es handelt sich bei besagtem Raum um das Treppenhaus unserer ehemaligen Ferienwohnung in den Bergen. Das Ferienhaus hat einen besonderen Stellenwert bei mir, das in mir positive Emotionen weckt und eine ruhige Atmosphäre ausstrahlt. Das Treppenhaus ist es jedoch, welches diese konträren Impressionen auslöst. Es löst das erste Aufatmen aus, nach dem ermüdenden Weg durch die Eiseskälte. Dennoch ist der unverschnörkelte kleine dreistöckige Raum mit seinen klaren Linien und seiner Einfachheit an sich kühl und unwohnlich. Die kühle reine Aussenluft und die nassen Schuhe, welche durch das Treppenhaus wandern, verstärken den herben Duft der Bergfichte, die Treppe, Wände und Boden bildet. Sobald das Licht, das jede Ecke im Treppenhaus abdeckt, erlischt, herrscht absolute Dunkelheit. In diesen Momenten verschwindet die klare Ordnung der einzelnen Stufen und der Raum unterteilt sich in tausend verschiedene Ebenen, die man erklimmen muss. Der Raum besitzt zwei Türen, die in die 2 Wohnungen führt und auf der gegenüberliegenden Seite, zwischen den zwei Wohnungen eine Tür, durch die man nach draussen gelangt. Man kann somit von der Finsternis in die warme gemütliche Wohnung gelangen, in der die ganze Familie auf einem zu warten scheint oder man öffnet die Tür nach draussen und lässt die klirrende Kälte und die brennende Lichtflut den Raum erfüllen. Nicht nur das Licht, sondern auch der eigene Standort verändert die Erscheinung des Raumes. Befindet man sich draussen, gleicht der Raum einer ruhigen Zufluchtsstätte. Befindet man sich in der Wohnung, hört man in unregelmässigen Abständen die schweren Schuhe die Treppenstufen besteigen, sie scheinen sich näher und wieder weiter weg zu bewegen, nach oben und unten und das Treppenhaus wirkt nervös. Ist man im Treppenhaus verschwindet die liebliche Erinnerung und der Raum ist ruhig und illusionslos.
Basel, 2017