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Raum meiner Erinnerung
Er befindet sich, physisch, mehr als 9.000 km entfern von hier, aber gleichzeitig in meinem Kopf ist der Raum, wo ich sieben Jahre lang schlief. Mit einer viereckigen Form, weisse, glatte und hoher Wände stehen in Kontrast zu dem holzigen, schrägen und knackenden Dach.
Beim Eintreten, in der Mitte der linken Wand, hebt sich eine schmale Nische ab, über die ich mich schon mit meinem jungen fünf Jahren gewundert habe, welchen Sinn sie hatte. Obwohl ich die Antwort immer noch nicht weiss, fand ich darin einen schönen Zufluchtsort: einen Verstecks-Ort, wo ich wusste, dass mein Vater mich nach der Arbeit finden würde, ein statischer Aufzug, nur führte er mich nicht an einen physischen Ort, sondern zu einer imaginären Welt.
Vis à vis des Eingangs, kann ich meiner Schwesters Bett immer noch sehen und das verhasste, lose und lärmende Fenster. Parallel zu diesem war mein Bett. Oh diese Tage, wenn wir als „Nachbarinnen“ gespielt haben. Ein Platz, weniger als zwei Quadratmeter, könnte nicht grösser sein als unsere Betten. Unsere Einbildungskraft transformierte dieses Rechteck zu Villas. Wir hatten grosse Balkone mit unglaublichen Aussichten, eine fantastische Küche, wo wir „Z’mittag“ für die jeweils andere gekocht haben. Ein Rechteck, das in grauen Tagen sich in ein kleines Boot in der Mitte des mit Haifischen befallenen Meers verwandelte. Das gleiche Rechteck, als idealer Zufluchtsort um ein Bettdecken-Zelt aufstellen zu könnten.
Jetzt, da die Hausbewohnerinnen oder „Raumbewohnerinnen“ nicht mehr in diesem Raum schlafen, lebt in diesen Laren die Abwesenheit der imaginären Welten. Vorerst begnügen sich diese vier weissen, glatten und hohen in Kontrast zu den holzigen, schrägen und knackenden Dach stehenden Wände mit Kleider und Einöde, bis ein neuer Raumbewohner oder eine neue Raumbewohnerin ihn behaust.
Basel, 2017