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Unsere Festung

Durch eine geteilte Tür gelange ich in das Innere des ehemaligen Pferdestalls. Sofort ist das Licht weich und ich kann kleine Staubpartikel sehen, die in den Lichtkegeln der Fenster tanzen. Es riecht nach altem Heu, Motorenöl und Holzspänen.
Es zieht mich die Treppe hinauf zu der Aussparung in der Aussenwand, durch die das Tageslicht und eine Brise frischer Wind hineingelassen werden. Hier ist ein guter Aussichtspunkt um den Hofplatz zu überwachen. Auf dieser ersten Ebene werden kleinere Maschinen und Materialien aller Art gelagert und warten unter staubbedeckten Plastikplanen auf ihren nächsten Einsatz. Ich bleibe nur kurz stehen, denn das Auge hat schon beim Erklimmen der ersten Treppe eine noch spannendere Öffnung entdeckt als das Fenster. In der Wand neben der zweiten Treppe die noch viel länger ist und bis ganz unter das Dach führt, klafft in der unteren Hälfte ein dunkles viereckiges Loch, wie gemacht um kleine Kinder anzulocken die nach Abenteuer suchen. Die alten Holzbretter der Treppe knarren bei jedem Schritt bis ich mich ducke und durch die Öffnung schlüpf.
Die Sparlampe an der gegenüberliegenden Wand, ist noch sehr schwach und meine Augen müssen sich zuerst an die Lichtverhältnisse gewöhnen. Langsam erkenne ich den Raum. Es gibt keinen anderen Eingang ausser dem kleinen Schlupfloch, durch das ich gerade gekrochen bin. Im Raum selbst befindet sich nicht viel ausser Staub, ein paar Stühlen und meiner Spielküche die ich letztes Mal hinaufgetragen habe um die ganze Bande mit feinem Kuchen zu verköstigen. Durch die dünne Aussenwand fallen kleine Lichtstrahlen durch die schmalen Lücken zwischen den alten Holzbrettern. Ich kann hören, wenn unten Pferde vorbeireiten oder Spaziergänger über den Hof gehen. Wenn ich mit dem Auge ganz nah an die Schlitze herantrete, kann ich sie sogar sehen. Die Luft riecht nach altem Staub und ich habe sofort einen trockenen Hals. Der ganze Raum und fast alles darum herum, ist aus altem Holz, das die Spuren vieler Jahre trägt. Wenn ich nach oben blicke, sehe ich bis an die Unterseite des mächtigen Daches, das weit über mir ein Schutz vor Wind und Wetter bildet.
Der Raum hat keine Fenster gegen aussen, doch die Wand die zur Innenseite des Gebäudes gerichtet ist, besteht lediglich aus einem, für mich körperhohen, Holzgeländer. Ich steige auf einen Holzbock und kann von hier aus die beiden unteren Plattformen sehen und fühle mich wie ein König auf seinem Balkon, der auf seine Ländereien hinuntersieht, behütet von der Festung hinter mir, die nur für uns Kinder gemacht zu sein scheint.
Basel, 2017