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Drittes Zimmer - Eigenes Zimmer

drittes zimmer
eigenes zimmer

Meine Familie ist oft umgezogen. Weswegen ich in den letzten 20 Jahren verschiedenste Zimmer und Häuser mein Eigen nannte. Aber mein drittes Zimmer blieb mir. Nicht weil es für Aussenstehende spannend oder speziell wäre, sondern weil es mein erstes ganz eigenes Zimmer war.
Bevor ich das enge rechteckige Zimmer bezog, gehörte es meinem Vater. Mein Vater ist leidenschaftlicher Raucher, und so roch es die ersten paar Monate nach meinem Einzug immer etwas nach Tabak. In der Nacht schien der Geruch stärker aus dem Holzboden aufzusteigen und lullte mich in den Schlaf.
Gegenüber von der Holztüre stand mein riesiger Holzschrank. Dieser Holzschrank aus der IKEA war zu dieser Zeit viel magischer. Ich war felsenfest überzeugt, dass der Eingang zu einer anderen Welt in meinem Zimmer stand.
Neben dem Kleiderschrank stand farblich passend ein hölzernes Hochbett, auch von IKEA. Um dieses Hochbett zu erklimmen, musste man eine schräg gestellte Leiter hinaufkraxeln, auf welcher ich einmal meinen Vater ankotze.
Oben angekommen, hatte man das Gefühl, die Decke würde einen erdrücken, so nahe war man ihr. Aber ich hing fluoreszierende Sterne an ihr auf und so war ich in der Nacht dem Himmel näher als bei Tag.
Unter dem Bett hing eine bunte Hängematte und weiter unten, auf dem Boden, war mein grösster Schatz: Meine Verkleidungen. Vom alten Hochzeitskleid meiner Mutter bis hin zum Hexenhut war alles unbezahlbare in dem alten Reisekoffer.
Hinter dem Hochbett stand am Fenster mein blau bemalter Schreibtisch und einige Regale, vollgestopft mit Büchern.
Am Tag sah man aus diesem Fenster in die Krone eines Laubbaumes, doch in der Nacht wusste ich, dass vor dem Fenster Dinosaurier dahin stampften und mich beim schlafen beobachten.
Dieses Zimmer wird mir immer in Erinnerung bleiben, denn es war das erste Zimmer, in welchem ich träumte.
Basel, 2019