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Buccad Luf

Kindheitserinnerung an einen Raum

Meistens im Monat September, besuchten wir unsere zwei Onkel abends in der Jagdhütte, die sich im Val Müstair auf dem Umbrailpass befindet. Nachdem man die Hütte über die Eingangstüre betritt, stieg einem ein Geruch von Holz oder einer köchelnden Wild-spezialität in die Nase. Die Hütte war sehr rustikal und primitiv eingerichtet. Mein Grossvater verbrachte dort schon etliche Wochen in der Jagdsaison. Seitdem wurde kaum etwas am Raum und der Einrichtung verändert. Die Wände bestanden aus unbehandelten dunklen Holzstämmen. An zwei dieser Wände gab es kleinere Fenster, durch die jeweils ein wenig Tageslicht durchdrang. Sonst wurde der Raum mit einer einfachen Deckenleuchte und Kerzen beleuchtet. Der Boden, der aus breiten, dunklen Holzbrettern bestand, knirschte bei jedem Tritt. Da die Jagdhütte schon einige Jahre auf dem Buckel hat, erkannte man Dellen, Kratzer und sogar Sengschäden im Boden. Der Raum ist von bescheidender Grösse und fast quadratisch. In der vorderen linken Ecke führte eine steile Holztreppe in das Dachgeschoss, welches ausschliesslich zum Übernachten diente. Manchmal hörte man von unten, wie Mäuse über den Boden liefen. In der hinteren linken Ecke stand eine alte gründe Vintage-Couch, deren Polster noch gefedert war. Wenn man sich hineinsetzte versank man fast darin. Der Esstisch stand genau davor und rundum noch drei Holzstühle. Ich setzte mich immer auf die Vintage-Couch und hörte dem Gespräch am Tisch zu und konnte gleichzeitig beobachten, was am anderen Ende vom Raum in der Küche passierte. Wenn man dies Küche bezeichnen durfte. Gekocht wurde auf dem Holzofen, der zwei Herdplatten hatte und für wohlige Wärme sorgte. Daneben stand eine Küchenzeile der Marke Eigenbau. Einen Kühlschrank gab es nicht. Oberhalb der Küchenzeile stand ein einfaches Holzregal, auf welchem die Gläser und einige Wein- und Schnapsflaschen standen. Das einzige was den Raum noch zierte, waren Fotos von meinem Grossvater und seiner Beute der Jagd. Neben der Couch lag ein Radio zur Abendunterhaltung, falls mal kein Besuch dort war. Ein noch so einfacher Raum, jedoch mit viel Charme und Geschichte.
Basel, 2019