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Von Kartonbergen und Schlitzohren

Ich öffne die Türe. Gespannt tippeln wir beide hinein, so leise es nur geht, einer nach dem andern in den engen flurartigen Estrich, ganz oben unter dem Dach unserer Grosseltern. Obwohl wir beide noch wesentlich kleiner sind als unser Grossvater können wir kaum aufrecht gehen und das gebückte Schleichen macht unsere Expedition noch spannender. Durch die beiden Dachfenster dringen warme Sonnenstrahlen und ich blinzle der lichtdurchfluteten Kammer entgegen. Der Raum scheint durch die Dachschräge halbiert und die vielen Kisten mit Ordnern und anderem Gerümpel verdecken beinahe den gesamten staubigen Teppichboden. Wir grinsen einander schelmisch an und gehen weiter. Trotz der beinahe unangenehmen Lichtfülle meine ich alles genauestens untersuchen zu müssen, um nicht zu erschrecken. Es riecht nach warmem Karton, alten Sachen und Weihnachten. Da liegt er, der ganze Zauber eines festlich dekorierten Wohnzimmers, eingepackt in zwei grosse Kisten, darauf wartend alljährlich hervorgekramt zu werden, nur um wenige Wochen später wieder hier hinauf verbannt zu werden. Ich mag Weihnachten.
Die silbrige Verkleidung der Isolation reflektiert den grellen Schein der Herbstsonne. Ich blinzle. Es ist warm, zu warm, ich bekomme rote Backen vor Hitze und Aufregung. Je weiter wir nach hinten, weg vom Eingang wandern, desto mulmiger wird mir. Die Kisten bilden um uns bilden riesige Hügel, die sich zu Bergen auftürmen und ich versuche leiser zu gehen, um uns nicht zu verraten. Mein Blick schweift öfter zurück zur Tür aus Angst davor eingesperrt zu werden. Mir ist unwohl in dieser Enge und ich sehe, dass ich mit diesem Gefühl nicht alleine bin. In stummer Einigkeit beschliessen wir umzukehren. Auf der anderen Seite des Raumes scheint die Türe weit entfernt und ich glaube zu sehen wie sie beginnt zuzuziehen. Erschrocken ist jeglicher Versuch den Raum unbemerkt zu betreten und wieder zu verlassen vergessen und wir hechten zur Tür und geradewegs die Treppen hinunter.
Basel, 2018