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Der vergessene Ort

Es war ein sonniger, warmer Frühlingstag. Voller Aufregung rannte ich schnell zu meiner besten Freundin und Nachbarin Lena in ihren blühend, farbigen Garten. Süssliche Blumendüfte schmeichelten meiner neugierigen Kindernase und mischten sich zu einem märchenhaften Potpourri. Die Bienen summten an mir vorbei und die Vögel sangen ihre Frühlingsmelodien. Goldener
Blütenstaub lag in der Luft, wo das Auge nur hinblicken konnte.
Nun stand ich da, mit ihr, auf der saftig grünen Wiese und blickte dem dicken Baumstamm entlang nach oben.
Endlich war es fertig, das selbstgebaute Baumhaus! Abenteuerlust überkam mich und meine Mundwinkel formten sich zu einem Lächeln. Wir kletterten mit Anstrengung die lange Strickleiter hoch. Da roch ich diesen seltenen, süsslich zarten Geruch, der kaum zu beschreiben ist. Es war ein Geruch von harzigem und frischem Holz, mit einem Hauch Tannenwald und einer Prise Honig. Jede noch so kleine Bewegung löste ein leises Knistern und Knacken aus.
Dieses einzigartige Baumhaus, welches ein kleines Fenster besass, durch das die warmen Sonnenstrahlen unsere Wangen streichelten, war für uns ein Raum der Freiheit. Ein Raum, in dem es keine Regeln, keine Geheimnisse, keine Grenzen und schon gar keine elterlichen Konventionen gab. Dieses warme „Nest“ schenkte uns Geborgenheit und Freiheit. Hier war alles möglich!
Einmal waren wir Zauberer und Hexen, einmal Prinzessinnen und Könige und ein anderes Mal sprachen wir mit Vögel oder waren selbst welche. Durch das kleine Fenster hatten wir Ausblick auf den blühenden Garten und die Äste des Baumes. An sonnigen Tagen schienen die Sonnenstrahlen durch vereinzelte Spalten und Risse der Holzstücke. Manchmal lagen wir einfach nur da und betrachteten die verschieden Holzstrukturen, in denen wir mit unserer kindlichen Fantasie die unterschiedlichsten Tiere, Gesichter und andere Gegenstände sahen.
Zeit, Witterung und der Lauf der Natur sorgten für Veränderungen im Baumhaus. Spinnennetze hingen in den Ecken, Stühle, Kissen, Tücher, Stifte, Papier und ein Tisch kamen dazu und verlieh unserem „Nest“ ein behagliches und einzigartiges Ambiente, welches zu unserem liebsten Treffpunkt wurde und unserer Freundschaft ein neuen Zauber verlieh.
Basel, 2018