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Verlorenes Zuhause
Vor Kurzem fuhr mein Freund mit unserem alten weiss-grünen VW-Bus, verschmutzt und vollgepackt mit verschiedenstem Materialien, fünf Stunden zu mir. Es war ein sonniger Sonntag, an dem wir das kleine Reich in unser Zuhause umbauten. Am gleichen Tag mit dem Bus in Richtung Bergen. Die Landschaft am Fenster vorbeiziehend, die Sonne ins Gesicht scheinend, das Rattern des Motors und Quietschen des Lenkrades den Raum belebend. Tiefenentspannt. Glücklich. Plötzlicher Stopp. Ein Baum voller frischer Äpfel. Der Lust der Säure nicht widerstehend.
Links, rechts planlos nach Gefühl. Der Duft des Hängepflänzchen in meiner Nase, das Klingeln der Lämpchen im Rückraum in meinen Ohren. Geradeaus, den Bergspitzen folgend. Klappernde Geräusche des Buses, der Wind vorbeiziehend, mehr Musik wünschten wir uns nicht. Stop. Ein Platz mit Aussicht ins Grüne. Der Geruch der Natur, ein Hauch von Benzin, die süsse eines Apfels.
Auf dem selbstgebauten Sofabett im Bus liegend. Das Gas des mobilen Kochfeldes riechend. Die Luft der offenen Fenster mich umhüllend.
Da, ein Moment meiner Kindheit in meinem Kopf. Mit chronischen Bauchschmerzen, die Hand meiner Grossmutter auf meinem Bauch. Eine für mich normale Nacht, mit Gedanken in der Zukunft, durch die Wärme versuchte ich einzuschlafen. Ein Film von Wünschen in mir drin spielend. Freiheit, Glück und einem simplen Leben so tauchte ich damals in die Traumwelt ab.
Aufgewachsen in grossen Häusern, viel zu viel Platz, Luxus den man sich nicht leisten konnte, doch zur Normalität wurde. Mein Interesse zu kleinen Räumen wachste. Heute bin ich hier, im umgebauten Bus, noch staubig vom Fräsen einiger Holzlatten, der wohlfühlende Geruch des Stoffes der neu isolierten Wänden, das Klimpern zweier Anhänger beim Rückspiegel, die Wärme durch die Sonne den gemütlich kleinen Raum füllend. Alles dabei was ich brauche.
Versunken in Gedanken, das Morgen vergessend, den Moment lebend.
Basel, 2018