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Das Giebeldachzelt mit der orangen Plane. Das Giebeldachzelt mit der orangen Plane war unser Zuhause. War unser Zuhause für einige Tage im Jahr. Tage voller Abenteuer, Gemeinschaftswillen, viel Freude und Tatendrang. Das Giebeldachzelt mit der orangen Plane war nur ein Zelt, und dennoch beherbergte es mehr als nur uns als Kinder. Es war ein Nest der Geschichtenerzähler, eine Höhle der Schlaftrunkenen, ein Versteck der Spitzbubenlügner und ein Schloss der Tagtraumfreunde. Das Giebeldachzelt mit der orangen Plane war nur aus Stoff. Wind und Kälte drangen ebenso unverfroren hinein, wie die unheimlichen Geräusche der Waldtiere bei Nacht und das hallende Lachen der Andern bei Tag. Der schwere Geruch des Feuerrauchs hing genauso nebelhaft im Raum wie sein grauer Schleier, überschattete beinahe den vollen Geruch des feuchten Waldbodens. Lag man auf dem Rücken im Zelt und die Sonne schien durch das Blätterdach des Waldes, konnte man die Schatten auf der orangen Plane tanzen sehen. Genauso wie man die Regentropfen auf der orangen Plane prasseln hören konnte, wenn sich die Wolken über die Erde ergossen. Das Draußen verschmolz mit dem Drinnen und doch, obgleich der verwurzelte Boden im Kreuz einen vom Schlafen abhielt, gab es keinen gemütlicheren Ort als diesen. Und obwohl das Zelt und der Ort nie die selben waren, war unser Zuhause immer gleich. Die Falten und Rümpfe im Stoff wurden zum Relief unserer Träume und die Sonne weckte uns jeden Morgen, wenn sie durch die orange Plane des Giebeldachzelts in unser Zuhause fiel.
Basel, 2018