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Wachstraum
Neugierig erkundet es den Raum. Kriecht unter mein Bett, verjagt die Monster, altes Spielzeug wird entdeckt. Bekanntes scheint Unsichtbar und Unsichtbares wird bekannt. Ein kurzes Streichen an den Beinen des Nachtisches, wie der dürre Kater meiner Grossmutter. Ich streichle über sein feines Fell, bereise die Berge und Täler der Bettdecke. Schliesse die Augen unter den behütenden Blicke der löcherigen Holzdecke, die wie ein Sternenhimmel in der Nacht mir zuzwinkert und über mich wacht, ich schliesse die Augen. Frische Nachtluft klettert durchs Fenster, schmiegt sich an mich ganz dicht an mein Gesicht. Vermischt sich mit der Wärme des Raumes, dem Duft der Kerze deren Flamme tanzt, wie ein Genie der erwacht. Ich wünsche mir was. In Geborgenheit umhüllt schwebe ich, wie auf Händen getragen. Ich lausche dem vertrauten Knattern der Nähmaschine im Nebenraum, dazwischen das Räuspern meiner Grossmutter und eine sanfte Männerstimme aus dem Kassettenrekorder, die mir von einem Ort erzählt in dem Träume und Geschichten leben. An dem das Gute nicht ohne das Böse existieren kann, das Zuhause von verschwundenen Flüssen, gläsernen Festungen und Traumzauberern. Er erzählt von einem Ort an dem eine längst vergessene Erinnerung ihren Platz findet.
Basel, 2021