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Quattro Stagioni

Mein Gesicht glüht wenn ich mich dem Türchen des Ofens annähere und reinschaue. Mein Blick wird starr, ich bin wie hypnotisiert von den tanzenden Flammen und der glühenden Kohle.
Es riecht nach Schamottestein, Feuer, Holzofenpizza. Es ist laut, turbulent, heiss, alle reden durcheinander. Die Küche neben dem Ofen ist bis zum letzten freien Platz vollgestellt: Mehl, Teig, Tomatensauce, Mozzarella, Schinken, Artischocken, Mais, Peperoni, Champignons, Oliven, Mascarpone, Rucola. Der Holzofen steht wie ein grosser, runder Felsblock in der Mitte unseres grossen Wohnzimmers in unserem alten Familienhaus. Er trennt den Küchen- Ess- und Wohnbereich voneinander ab. Gerade ist der Raum gefüllt mit der ganzen Familie, Freundinnen und Freunden und mit der gefühlt ganzen Nachbarschaft. Ich fühle mich klein und etwas verloren in der ganzen Menschenmenge. Ich warte. Ich setze mich auf die warme Sandsteinbank des Ofens. Sogar das Kissen riecht nach Stein. Meine ganze Körperrückseite erwärmt sich in rasendem Tempo. Ich verbrenne mich mit meinem Rücken an diesem doofen, eisernen Ring. Anscheinend ist das der Lochdeckel zum Russen und ist gefährlich heiss. Währenddessen ist es draussen schon lange dunkel und kalt geworden. Drinnen fühle ich mich wohl, mit dem warmen Rücken am Ofen und den Füssen auf dem Parkettboden. Die Luft füllt sich mit dem Geruch nach Angebranntem. Ich beobachte den verkohlten Pizzarand, währendem mein Bruder sie sorgfältig mit der Schaufel aus dem hitzigen Ofen zieht.
Basel, 2021