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Mein Hypokosmos

Fröhliches Gelächter und Gekreische erfüllt diesen Raum. Die hohen, weissen Decken dieses Raumes lassen Erinnerungen in ein ewiges Echo verfallen. Dieses Echo hallt bis in die Gegenwart. In diesem Raum wird gespielt, gelacht, gerannt und umarmt. Meine Grossmutter steht vor der Galerie, welche es ihr ermöglicht vom zweiten Stock ins grosse, rechteckige Wohnzimmer im Erdgeschoss zu sehen. Sie hat stets ihre liebsten Enkel und Enkelinnen im Blick. Die kastanienbraune Couch spiegelt sich in der Fensterwand, während die Sonne das Wohnzimmer mit goldigem Licht überflutet wobei die Löcher in der Jalousie ein Schattenspiel an den Wänden erzeugt. Meine Grossmutter beobachtet ein Schauspiel: beim Beistelltisch zwischen den zwei Sofas wird «Verschäuferlis» gespielt, während mein Bruder und mein Cousin im Sitzbereich zwischen Sofa und Fernseher-Bereich mit Schleichtieren spielen. Unterhalb der Galerie befindet sich ein Bücherregal aus Stein, welches sich der Raumfassade entlang streckt und in einen Kamin übergeht. Das monolithische Bücherregal ist nebst alten, verstaubten Büchern mit kleinen, verschnörkelten Gegenständen wie Vasen und Keramikfiguren geschmückt. Zwischen Fensterwand und dem Eingang in den Wintergarten befindet sich ein Peridot grüner Recamiere in dem mein Grossvater liegend die Sonntagszeitung liest. Das Wohnzimmer ist das Herz des Hauses. Es ist kein geschlossener Raum: so zirkuliert die Luft innerhalb des Hauses zum Wohnzimmer. Das Wohnzimmer geht ins Esszimmer Über, welches sich gegenüber von der südlich ausgerichteten Fensterfront befindet. Obwohl meine Grosseltern schon seit 10 Jahren nicht mehr im wunderbaren Haus am Sandacker-Hügel wohnen, kenne ich das Haus, vor allem aber das Wohnzimmer in- und auswendig. Ich kenne genau den Grundriss des Raumes, die verschachtelte Anordnung der Möbel und die wunderbaren, fröhlichen Feste, welche an diesem Ort stattgefunden haben. Es ist ein Raum, welcher unendlich viele Erinnerungen, Gerüche und Geräusche komprimiert. So erinnert mich der Geruch einer frischgebackenen Apfelwähe in einem Café an jenen Moment, an dem meine Familie und ich diese am Wohnzimmertisch zum «Zvieri» gegessen haben.
Basel, 2021