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Durchblick

Ein kleiner Raum, symbolisch abgetrennt von dem Wohnzimmer mit einem Bogen. Früher war dieser Raum durch eine Wand vom grösseren Wohnzimmer abgetrennt. Aber als das so war, lebte ich noch nicht. So wie ich diese Räumlichkeit kenne, ist wahrscheinlich ganz anders, als wie es meine Mutter damals in ihrer Kindheit kannte.
Weisse Wände mit einer rauen und popcornartigen Struktur. Ein kleines Fenster befindet sich auf der rechten Seite des Zimmers. Die für Bosnien typisch grüne, runde Hügel sind in der Ferne zu erkennen. Das kühle Tageslicht dringt in das Zimmer hinein, ein alter, runder Holztisch ist in der Mitte platziert. An der linken Wand befindet sich ein verstaubtes, orangenes Stoffsofa aus den Sechzigerjahren.
Zu der Zeit, als es meine Grosseltern neu gekauft haben, war es vermutlich top modern und im Trend. Das liegt an der eckigen Form und das minimalistische Design des Möbelstücks. An der Rückwand angelehnt, eine in die Jahre gekommene Vitrine. Hinter den milchigen Glaswänden warten schön geschmückte Cocktailgläser darauf, bei einem besonderen Anlass herausgenommen zu werden.
Alle Möbel im Raum haben viel Zeit am selben Ort verbracht und wurden um keinen Millimeter verschoben. Ausserdem kriegten alle Möbelstücke durch den ganzen Staub eine ähnliche Färbung. Eine gewisse Melancholie dringt sich in meine Gefühlswelt, wenn ich an dieses kleine Zimmer denke.
Als kleiner Junge verbrachte ich zahlreiche Stunden damit, mit meiner jüngeren Schwester dort drin zu zeichnen. Unsere Motive waren immer sehr glücklich, farbig und fantasievoll. Aber jedes Mal, wenn ich aus dem Fenster blickte, war das Wetter sehr kühl und trist. Meistens war der Himmel von dicken Wolken bedeckt. Aber das ist nur meine Erinnerung daran, weil dieser Raum auch an vielen Sonnigen tagen existierte.
Basel, 2021