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Man betritt den Korridor und das Zuhause empfängt dich. Weicher dunkelgrauer Teppichboden unter den Füssen. Als Kind erstreckte sich vor mir ein endlos langer Flur bis hin zur Wohnzimmertür. Diese gefühlte Tiefe! Am Anfang das Bad und in der Mitte lagen sich das Elterschlafzimmer und die Küche gegenüber. Durch die offenen Türen und der Glastür im Rücken drang das Tageslicht in den sonst fensterlosen Gang ein. Diesem entlang laufend fuhr ich mit der Hand über das warmweisse und leicht erhabene Musterrelief der Tapete. Aus der Küche drang der einladende Geruch von Dampf und Kräutern. Ich lief daran vorbei bis ans Flurende zur Telefonstation, vor dem Wohnzimmer. Die Station war eine wandhohe Tapete einer britischen roten Zelle, einem Wandelefon, einem roten Wandregal, darauf ein paar verstreute Notizblätter, ein Kugelschreiber und ein mysteriöses, kleines braun gebundenes Büchlein mit goldenen Lettern auf dem zu lesen war: vergiss mein nicht. Ich erreichte es nie und mit einem späteren Umzug verschwand es spurlos.

Der Korridor biegt nach links, wo er sich nochmals in voller Länge bis hin zu meinem Zimmer erstreckt, gesäumt von bemalten Leisten in Mintgrün. Folgte ich diesen, dann strich ich mit den Fingern der Wand entlang. Sie war weiss lackiert, mit vertikalem Relief, durch dass ein rhythmischer Klang auf dem plastisch klingendem Holz ertönte. Das Relief bot mir nachts in der Dunkelheit Orientierung – besonders wenn ich mich zur Wohnzimmertür schlich, das von Innen dünne Lichstrahlen in den Flur warf. Ich folgte dem Lachen, Reden und Diskutieren der Eltern mit Freunden und nicht selten schlief ich dabei selig vor der Tür ein.
Basel, 2019