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Ausstellung Philipp Gasser

In seiner ersten Einzelausstellung zeigte Philipp Gasser im Kaskadenkondensator zwei neue Arbeiten, die Videobild und digitale Animation fast ununterscheidbar verweben.
Für die Arbeit "rentrer” sammelte der Künstler mit der Videokamera Bilder von Vater und Mutter. Im Rotoscope-Verfahren zeichnete er am Computer ihre Konturen nach: es entstand in Schwarzweiss ihr fragiles Porträt in immer neuen, kurzen Sequenzen. Anders als im Trickfilm löschen die neuen Konturen die älteren Standbilder nicht aus. Die Einzelbilder überlagern sich. Erst wirkt die Verdoppelung der Kontur wie eine Korrektur, ein Nachtasten, Intensivieren. Rasch nimmt in der Wendung eines Kopfes die Zeichnung Körper an. Was zunächst räumliche Illusion erzeugt, verdichtet und verschattet sich jedoch bald zu unauflöslichen Linienknäueln. Manche der Gesichter werden finster, maskenhaft, andere scheinen alternd zu knittern, um in abstrakten Schraffuren zu erlöschen. In der Multiplikation der Bilder wird ein Mensch zu allen Menschen.
Für ”The view – where I’m sitting (by the window)” stellte Gasser einen kleinen Fernseher auf den Boden; darüber fiel direkt auf die Wand eine grosse Projektion. Das grosse Bild saugt uns in erinnerte und ersehnte Landschaften. Durch die Glasscheibe – aus Zügen, Autos, Flugzeugen, unmerklich aber auch durch den Monitor des dreidimensionalen Computerprogramms – erfahren wir in sekundenschnellen Sequenzen bewegte Horizonte: bewaldete Hügelketten, ockerfarbene Steppe, palmengesäumter Boulevard. Im kleinen Fernseher darunter tastet der Blick einen Küchentisch ab, entwirft im bewegten Stilleben den vertrauten Horizont häuslicher Dinglichkeit. ”Das Bild der offenen Landschaft ist,” so Gasser, "nur eine Überlieferung. Meistens halten wir uns in geschlossenen Räumen auf. Landschaft ist festgehalten in Ferienvideos, auf Fotos, in Hochglanzkunstbüchern. Mich beschäftigt die Erinnerung an den Horizont. Ich benutze die Verblüffung über die unklare Grenze zwischen realem und künstlichem Erfahrungshorizont, um im Betrachter – als imaginative Eigenleistung – neue, weite Räume zu erzeugen.”
Philipp Gasser wurde 1958 in Chur geboren; er lebt seit über zehn Jahren in Basel. Er war Illustrator für Presse und Bücher, drehte Video und Experimentalfilme und arbeitet heute als audiovisueller
Gestalter.
Werkgespräch am Donnerstag, 20. April, 18 Uhr, mit Philipp Kaiser (Kunsthistoriker) und
Victor Saudan (Linguist).
Die Ausstellung betreute Susanne Fankhauser.
7. bis 22. April 2000
Kaskadenkondensator Basel, 07.-22.04.2000
http://www.kasko.ch/2004%E2%80%932009/alt/archiv/9900/frame.html


Full spec

DateAdded
2019-03-07T11:35:22Z
DateModified
2019-03-07T11:35:22Z
Key
M8CUG4AK
PresentationType
Ausstellung, Computer/Video-Installation