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Ambivalenz der Widersprüche

Die grosse Glastür ist geschlossen und von aussen ist der Raum dahinter nicht sichtbar. Ein weisser Vorhang hängt steif gespannt auf der Glasfläche, durch die kleinen Löcher dringt warmes angenehmes Licht. Langsam öffne ich die Tür, weil ich mich fürchte, fürchte vor der geschnitzten Holzmaske, die mich auf der gegenüber liegenden Wand ansehen wird, böse, grimmig, gemein. Sie ist aus dunklem Holz geschnitzt und fast glänzend geschliffen, die Augen, der Mund, klaffende, riesige Löcher. Im Mund stehen weiss blitzende, riesige Zähne, nicht schön aneinander gereiht, sondern willkürlich durcheinander und schief. Die schwarzen struppigen Haare, die einem fussballgrossen Wattebausch gleichen, sitzen ganz oben auf der Stirn. Unbehaglich ist mir zumute, aber ich atme den mir bekannten Geruch ein, der überall in der Luft ist. Der Duft lässt sich nicht in Worte fassen, muss sich nicht in Worte fassen lassen, denn er ist so besonders, so wunderbar, so beschützend, so wohlig umhüllend, so anmutig, so liebreizend, so-..,so-...,so unendlich erfüllend! Dadurch weiss ich, es kann mir nichts geschehen und ich fasse Mut, kann beide Füsse im Raum auf dem hellen Parkettboden platzieren, der da und dort sein Alter zeigt, denn jene Stellen sind dunkler und die Fugen zwischen den massiven Holzstäbchen öffnen sich. Plötzlich erzittert der Boden und ein lautes Grollen eines herannahenden Zuges dringt in meine Ohren. Es pfeift und zischt, der Zug im Bahnhof vor dem Balkonfenster kommt zum Stillstand. Die Ruhe kehrt zurück, um jäh wieder durch das Rattern und Rumpeln durchbrochen zu werden. Die beiden Deckenleuchten sind kegelförmig, eine rot, eine gelb, die in einem leisen schaukelnden Tanz hin und her schwingen. Endlich Stille. Keine Vibration, keine Bewegung. Jetzt wage ich mich erneut ins Rauminnere, Schritt um Schritt erreiche ich den schwarzen quadratischen Ledersessel und sinke hinein.
Basel, 2013