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Through The Looking Glass

Als Kind bin ich mit meinen Eltern jeden Sommer in die zweite Heimat gefahren, die Türkei. Wir wohnten während des Aufenthaltes in der großen Wohnung meiner Großeltern. Das Zimmer meines Großvaters war am Ende des mit Teppichen ausgelegten Korridors links. Die Türe hatte im oberen Teil ein reliefartiges Milchglas eingesetzt und jedes Mal, wenn man die Tür öffnete oder schloss gab sie ein klirrendes Wimmern als Ton von sich. Der Raum war hoch, quadratisch und die Wände waren lachsrosa in der Farbe. Die Decke und der Absatz darunter waren in weiß gestrichen worden. Gegenüber der Zimmertüre lag die dunkelbraune, hölzerne Balkontüre, welche mit einem beigefarbenen dicken Leinenvorhang halbzugezogen war. Gleich neben der Balkontüre war das Fenster, dass zu zwei Drittel fest und zu ein Drittel geöffnet werden konnte. Auch hier war derselbe Leinenvorhang angebracht worden. Vor dem Fenster stand ein einfacher Holztisch und ein Holzstuhl, alle beide rechteckig, geradlinig und ohne Schnickschnack. Rechts davon stand das Bett, ebenfalls aus Holz. Es sah mehr so aus wie eine Pritsche wo eine Matratze darauf gelegt wurde. Die Bettwäsche war weiß. Am Ende des Bettes, an der gegenüberliegenden Wand also, war der dunkelbraune Einbauschrank der bis zur Decke reichte und viel Platz bot für alle Kleider, jedoch war er ziemlich leer. Ein paar Hemden, ein paar Hosen, weiß Unterleibchen, Socken und Unterhosen waren exakt zusammengelegt. Es hing kein Bild an keiner Wand. Der Boden war mit einem alten Teppich ausgelegt. Der Teppich hatte japanische Kirschblüten als Motiv. Das Licht im Raum war immer sehr mild, einladend und verständnisvoll. Obschon alle in meiner Familie, restlos alle, dieses Zimmer wenig bis nie betreten haben, habe ich die meiste Zeit meiner Sommerferien darin verbracht. Es roch nach Fenjal Rasierwasser, Kreide, alten Büchern, warmer Wolle und nach Holzpolitur. Im darauffolgenden Sommer, nach dem Tod meines Großvaters, war ich die einzige in der Familie, die je in diesem Zimmer übernachtet hatte.
Basel, 2013