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DER KLANG DER MELKMASCHINE

Verschlafen schlurfte ich in meinen Gummistiefeln den kurzen Weg des Elternhauses zur Scheune hinüber. Ich mochte es am liebsten wenn die Kälte durch meine Kleider hindurch drang und das wohlige und sichere Dämmerlicht der Scheune auf mich wartete, jenen Ort wo ich mich bis zum Frühstück aufzuhalten freute. Die warmen Felle der Kühe schienen jeweils so einladend zu dampfen, als würden sie leuchten. Der Klang der Glocken wenn die Kühe frassen, ihr gelegentliches muhen und der singende Radio gaben dem Raum eine Fülle. Im Hintergrund erklang das beruhigende Pumpgeräusch der Melkmaschine.
Der raue Betonboden war meistens mit Heu und Stroh überdeckt. Die roten Backsteinwände waren entweder dreckig oder von den Kindern mit Kreide bemalt. Die vielen Spinnweben an den Decken konnten wir einfach mit dem Besen herunterholen und die Fenster konnten wunderbar mit dem Schlauch abgespritzt werden. Der Duft nach frischem Heu und dem abgelegenem Stroh verschmolz mit der rauen Morgenkälte. Wenn ich das Scheunentor aufschob, gab dieses ächzend zu verstehen, dass es lieber zu geblieben wäre. Ein für mich unverkennbares Geräusch, bis heute. Bei offenem Scheunentor konnte ich von aussen auf das Futtertenn blicken wo sich links und rechts nebeneinander die Kühe säumten, welche am Futtertrog assen. Wenn ich die beiden hinteren Tore öffnete konnte ich durch die Scheune hindurch blicken. Der Stall war für uns Kinder der Ort wo wir die besten Verstecke hatten, entdecken durften wie neues Leben auf die Welt kommt, im Heu dösen konnten und einfach die Tiere beobachteten. Der Stall schien, wenn die Tiere nicht da waren verlassen und so Freudlos. Es schien als ob der Stall ohne die Tiere nur halb so viel Charme besass. Sie gaben dem Stall leben.
Basel, 2020