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Humid Light

Die Luft im Raum ist warm und feucht. Das Atmen fällt mir schwer aber ich gewöhne mich daran. Es riecht nach nasser Erde, nassen Blättern und nach nassem Stein. Die hohe Decke und die hohen Wände bestehen aus hartem, felsigem Gebilde. Nur der Boden, der sich auf nackten Füssen warm und rau anfühlt, gibt mir Halt. Die Decke, die Wände und der Boden bestehen aus dunklem Schiefer.
Dieser Raum, ein Korridor oder ein Gang, der mit langgezogenen Treppen nach unten oder nach oben führt, ist lang und gross. Hier und da tröpfelt, prasselt, fliesst oder sprudelt warmes Wasser von der Decke und von den Felswänden herunter. All diese Geräusche und Klänge, dieses Tröpfeln, Fliessen, Prasseln, Sprudeln und Rauschen des Wassers, hallen den ganzen Raum, wenn es auf einer harten, felsigen Oberfläche oder auf den Boden auftrifft. So als ob man sich in einer Tropfsteinhöhle befindet, nur viel lauter.
An der Decke und unterhalb an den Wänden entlang gibt es an einigen Stellen kleine Nischen und aus Felsen geformte Terrassen, wo tropische Pflanzen unauffällig herauswachsen. Das Licht in diesem Raum ist das Einzige, was unnatürlich erscheint. Denn das Tageslicht gibt es hier drin nicht.
Einige Abschnitte des Raumes werden durch künstliche Lichter durchflutet. Diese Lichter gleiten und bewegen sich. Es sind Projektionen an den Wänden mit winzigen, pulsierenden Lichtpunkten. Sie sehen aus wie Laserpointer, nur sind diese winzige Lichter, weiss und sehr fein. Sie bewegen sich alle unterschiedlich schnell von der Decke an den Wänden entlang hinunter zum Boden und verschwinden dann. In diesen Lichtstrahlen sieht man den feinen und feuchten Wasserdunst in der Luft, der sich bewegt. Wenn man in diesem Lichtermeer hindurchläuft, hat man das Gefühl, die Wärme der einzelnen Strahlen der Lichtpunkten zu spüren, wie sie sich im Gesicht, an den Händen, eigentlich am ganzen Körper anschmiegen.
Basel, 2016