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Etwa fünf Gehminuten meines Elternhauses entfernt liegt das „Häxewäudli“. Eine gewaltige, natürliche Hecke entlang eines holprigen Feldwegs umringt von Wiesen und Kuhherden. Durch eine undichte Stelle des mit Blättern bepackten Käfigs kann man in einen runden Hohlraum eintreten. Von verschiedenen Seiten her stechen Zweige in die Kammer, welche beim vorbeischleichen eine kratzige Spur auf der Haut hinterlassen. Die Äste sind wirr um diesen Körper geformt, als wäre dieser Innenraum zuerst existent gewesen und sich die Pflanzen danach den Weg um diesen Raum erschlossen hätten. Alles ist sehr dynamisch. Das Licht scheint teils sanft teils schiessend durch die Löcher in der wankenden Kuppel aus Ästen und anderem Gestrüpp, welches an das krause Haar einer Hexe erinnert. Man fühlt sich abenteuerlich erweckt in diesem verwunschenen, betretbaren Kokon. Sitzen tut man auf dem erdigen und je nach Wetterlage matschigen Boden. Die Kleider werden dreckig. Doch das macht nichts, denn die Lust neue Schlupfwinkel zu entdecken überspielt die braune Erde, welche sich immer mehr in den Stoff der neuen Hose zu fressen scheint. Man ist verpackt, man ist umhüllt, man ist eingewickelt und umwachsen. Gegen hinten schliesst sich der Raum immer weiter zusammen, bis er sich in einer dicht verwucherten Wand verliert. Davor steht ein massiger Baum, welcher hoch über unseren geheimen Fuchsbau hinausschaut. An ihm kann man sehr bequem anlehnen, sei es im stehen oder im sitzen. Über unseren Köpfen zwitschern kleine Vögel und im Dickicht raschelt und knackt es. Es ist ein sehr luftiger Raum, denn keine Wand ist dicht. Riechen tut es nach Kuh, nach Feld und nach Wind. Obwohl man sich grundsätzlich geborgen fühlt, geht einem die Frage nicht aus dem Kopf, wieso denn dieser mystische Ort „Häxewäudli“ heisst und ob im Unterholz wohl noch was anderes lauern könnte als nur friedlich pfeifende Vögel.
Basel, 2016