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Astwerk

Schuhe auf der abgelaufenen Schuhmatte abwischen. Türklinke nach unten. Genug fest, sonst geht das nicht. Es riecht nach Holz. Die rosaroten leinenen Vorhänge mit feinen Streifen sind zugezogen. Ein Sonnenstrahl fällt auf den Tisch aus Nussbaum. Alles ist aufgeräumt und steht an seinem Örtchen. Die Zierkissen auf der beigen Liege sind wie immer feinsäuberlich gebüschelt. An der Holzstange über dem Eisernen Rundcheminée hängt ein Abtrocknungstuch. Der kleine Tisch aus Kirschholz steht unter dem Fenster. Auf ihm eine Kerze in einem zinnernen Kerzenständer. Zwei drei Postkarten und das ausgeblasene Osterei, dass meine Schwester meinen Grosseltern vor zwei Jahren zu Ostern geschenkt hat, liegen liebevoll drapiert neben dem diesem Kerzenständer. Holz ist das wichtigste Material im Schöpfli meiner Grosseltern. Das Grundgerüst des alten Heuschuppens ist aus altem massiven Holzbalken. Der Boden aus vielen kleinen Holzplättchen. Der Zwischenstock ist aus günstigeren langen, hellen Holzplatten und auch die Leiter, die eben dahin führt ist aus Holz. Die Wände sind getäfert, daran hängen drei Schwarzweiss Bilder, die Verwandte von Grosmi vor über 70 Jahren vor dem Haus zeigen. An einigen Stellen gibt es noch helle Flecken, die über die Jahre etwas weniger Sonne gesehen haben.
Draussen zwitschern die Vögel. Der Wind weht leise durch die schönen alten Kirsch- und Apfelbäume. Ein Kirschbaum im Garten musste umgetan werden und dient jetzt als Sitzbank. Die Bank schimmert wunderbar, sie ist richtig schön zum anfassen. Ganz fein geschliffen, aber stabil und das holzige lässt sich wunderbar spüren.
Hinter der Leiter hängt eine Sichel, zierlich vor einen Weizenstrauch gehängt, und Bücher über verschiedene Pilze, Waldtiere und Sommervögel liegen auf dem Tabourettli. Um 19 Uhr läuten die Kirchenglocken, der Dorfkirche direkt hinter dem Haus. Kaum sind sie verstummt, hört man die Grillen zirpen. Nach dem Znacht läuft immer Jazz aus dem alten Radio im Zwischenstock.
Am Tag ist das Licht gedämpft, das viele Holz absorbiert einen grossen Teil des Lichts, das durch die kleinen Fenster scheint. Düster ist es nie. Am Abend werden Kerzen angezündet und die getöpferte Lampe über dem Esstisch gibt schummriges Licht. Damit die Augen beim lesen nicht müde werden, hängt ein moderner Spot, der nicht so recht zum Rest passen will, über der Liege. Im Winter knistert das Holz im Cheminée. Der Duft von frisch gebackenem Brot verbreitet sich. Ein spezielles Fach über dem Feuer, dient im Winter als Backofen.
Basel, 2015