Konservierte Erinnerung
Im Innern riecht es nach einer süss, nassen Mischung aus Holz, alten Büchern und Stoff. Auf der linken Seite, wo die Dachschräge in ca. 30 Zentimeter Höhe in die Wand über geht, blitzt, wenn die einzelne Glühbirne an der Decke flackernd aufleuchtet ein Streifen silbernes Isoliermaterial. Über einem ziehen sich alte, von den Jahren dunkel und grau gewordene, schwere Holzbalken schräg nach oben und durchstossen die Decke, kurz vor der rechten Wand. Der Boden ist von ausgetretenen orientalischen Teppichen bedeckt.
Wenn man geduckt durch die Türe eintritt, und sich nach links wendet, findet man eine kleine dunkle Nische in der Wand. Dies war die einzige Stelle, des sonst geliebten Raumes, vor der ich mich fürchtete. Die rechte und höchste Wand, wird von zwei übereinander hängenden, den ganzen Raum durchlaufenden, weissen Bücherbrettern zerteilt. Auf ihnen reihen sich Erzählungen, an Kochbücher. Alte Musik- oder Schulhefter werden von grossen Atlanten überragt. Sie stehen ohne Ordnung, Rücken an Rücken. Bücher unterschiedlichster Grösse und Inhalt, eindrücklich kontrastreich nebeneinander. Die Linke Seite des Dachbodens ist mit geschlossenen Kartonkisten voll gestellt. Sie bilden Wege und Mauern, versperren Teile des Raumes. Ihre Anordnung verändert sich mit den Jahren und den nicht mehr benutzten Dingen, welche in den Estrich wandern. Die schlichten braunen Kartons verbergen potenzielle Entdeckungen und Schätze, regen Neugier und Fantasie an und verführen zum stundenlangen Stöbern in der Vergangenheit meiner Grossmutter.
Erinnerungen in Kisten verpackt und Wissen zwischen Buchdeckeln, faszinierten mich jedes mal, wenn ich den Raum betrat und sorgten für seine Anziehungskraft.
Basel, 2015