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Abgekapselt

Höhle der Fantasie

Mein Erinnerungsraum befindet sich im damaligen Wohnzimmer meiner Grossmutter.
Ich baute mit meinen beiden Cousinen meist eine Hütte zwischen Sofa und Fensterbrett, welche etwa einen Meter breit und zwischen zwei bis drei Meter lang war.
Wir legten eine grüne Wolldecke übers grüne Plüschsofa welche wir mit Kissen auf der Sitzfläche beschwerten.
Auf der anderen Seite mussten wir die Decke mit Zeitung in den Lüftungsschlitze des Fensterbrettes klemmen. Die Grösse und Form der Hütte konnten wir nach belieben variieren.
Sie wurde kleiner, wenn wir nicht die ganze Decke benutzten, dann glich sie allerdings eher einem Tunnel, oder vergrössern, in dem wir die Esszimmerstühle als Stütze dazu nahmen und weitere Decken darüber legten.
Meist reichten uns aber die grosse Wolldecke und zwei kleinere an den Seiten. Als Eingang schoben wir oft die Sofateile auseinander.
In der Höhle war es eher dunkel, die Wolldecke liess nur ein ganz flaues Licht hindurch kommen. Nur auf den Seiten, unter dem Fensterbrett, war meist ein kleiner Lichtspalt zu sehen, wenn wir ihn nicht mit Kissen zumachten. Der zweite Lichteinfluss war beim Eingang zwischen den Sofateilen. Da aber auch an dieser Stelle die Wolldecke bis zur Sitzfläche hinunter reichte, beschränkte sich der Lichteinfluss auf einen kleinen Teil der Hütte am Boden.
Im Winter war es sehr warm in der Hütte, da die Heizung unter dem Fenster die eine Seitenwand bildete. Durch die Heizung war auch der Geruch in der Hütte immer anders.
Im Winter roch die Wolldecke und das alte Sofa anders, als im Sommer, wenn die Fenster offen waren und die frische Luft ins Wohnzimmer drang.
Obwohl die Hütte sehr niedrig war (wir konnten darin nicht aufrecht stehen) kam nie ein einengendes Gefühl auf, auch wenn wir zu dritt darin waren. Wir fühlten uns stets wohl in unserer „Höhlen", die jegliche äussere Einflüssen von uns fern hielt und wir unserer Fantasie freien Lauf lassen konnten.
Basel, 2015