Die Anziehung
Welches Kind wünscht sich kein Baumhaus, ein Ort wie in Abenteuergeschichten, in einer Umgebung wie im Dschungel und hoch oben in dem Geäst eines riesen grossen Baumes. Ein Ort der sich verwandelt und der Fantasie keine Grenzen setzt. Eines Tages war es endlich so weit als ich endlich ein eigenes Baumhaus hatte. Es war zu meinem 4. Geburtstag. Ein Ort hoch oben in einer Tanne in unserem Garten. Es war nicht gross. Nur drei bis vier Quadratmeter groß und die Decke nicht höher als 1.20m . Es war aus hellen Holzbrettern zusammengeschraubt und wurde von 2 Stützen getragen die bis zum Boden gingen. Der Rest des Hauses war an der Tanne befestigt. Die Tür war aus einer einfachen Spanplatte und hatte zwei daumengrosse Löcher und sie zu schliessen. Die Tür war zu unserem Balkon gerichtet damit meine Mutter mich immer im Blick hatte. Das Baumhaus hatte zwei offene Fenster, eins auf der Seite zu unserem Wohnhaus und eins mit einer Aussicht über die Dächer von Steinen, der Ort in dem ich aufgewachsen bin. Das Dach habe ich gehasst, es war aus einem Material wie man es oft auf Garagen sieht. Diese schwarzen Matten mit einer rauen Oberfläche von denen ich immer Gänsehaut bekommen habe wenn ich mich daran festgehalten habe. An der Aussenwand unter dem Fenster zum Wohnhaus und an der Tür war jeweils eine Silhouette einer Katze aufgemalt. Im Inneren war es trotz der zwei Fenster sehr dunkel und das Licht fiel immer nur auf eine Wand. Sie war auffallend heller als die drei weiteren Wände. An dieser hingen auch immer meine selbstgemalten Bilder. Der Boden wurde mit der Zeit ziemlich sandig und dreckig und es roch nach Erde, Holz und Lack. Auch der Geruch der Tanne war sehr dominant, der mich immer an diesen bestimmten weihnachtlichen Duft erinnerte. Über eine Leiter aus massiven Holz gelang man in das Baumhaus. Man musste immer aufpassen das man sich nicht den Kopf, an dem maximal 90cm hohen Türrahmen anschlug wenn man hinein wollte. An den Fenstern rammte man sich schnell einen Holzsplitter in die Finger da die Balken sehr grob und nicht verarbeitet waren.
Der ganze Eindruck, die vielen Abenteuer, Spiele, Erinnerungen die ich mit diesem Ort verbinde, machen ihn für mich zu einem Besonderen. Auch wenn er nicht mehr existiert, kann ich mich, sobald ich daran denke an alles genau erinnern. Es war eine andere Welt, jedes mal wenn ich hinaufkletterte in den dunklen Raum ging, meine Bilder an der hellen Wand sah, mich ans Fenster lehnte und nach gefährlichen Piraten und Schätzen Ausschau hielt. Wie in einer Box voller Fantasie.
Basel, 2015