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Anatomie-Malatlas

In einer Brockenstube bin ich auf diesen Anatomie-Malatlas gestossen und wusste gleich, dass ich dieses Buch haben will. Dass es anschaulich sei, hab ich mir davon erhofft. Mir beim Anschauen all der Körper helfen könne, mit denen man den Raum teilt und die einem in Bildern begegnen. Die einen anziehen, aber manchmal auch abstossen. Dann wieder setzen sie sich als abstrakte Gebilde im Auge zusammen. Also etwas zum Vorstellen, wenn sie nicht konkret anzuschauen sind? Im Atelier ist ja ausser dem eigenen oft kein Körper zugegen, dem man gelegentlich etwas abschauen könnte.
Eine willkommene Ablenkung sollte mir die Beschäftigung mit dem gefundenen Buch auch sein. Gute Ablenkung ist kostbar, denn da fällt es einem plötzlich wieder ein, dass es doch ein Aussen gibt. Und am besten finde ich die Ablenkung, die ich auch anfassen kann.
Vollends überzeugt hat mich dann dieser Satz im Vorwort: “Das vorliegende Buch bietet eine sehr gute Möglichkeit, mit relativ geringem zeitlichen Aufwand (fast kein stures Auswendiglernen!) und einer Methode, die Freude macht, den menschlichen Körper und seine Funktionen genau kennenzulernen”.
Ja, Beobachten und Betrachten liegen denen, die Bilder machen, wohl näher. Begriffe und Bedeutungen dürfen aber auch ihren Platz haben. Ob sie notwendig Inhalte eines jeden Bewusstseins sind? Diese Frage kann wohl nicht endgültig beantwortet werden. Aber wenn man auf zwei Beinen geht und zwei Hände hat, hat man schnell das Bedürfnis, vielem hinterher zu rennen und vieles zu begreifen
Beginnen könnte man auch mit blossem Beschreiben. Und sich Bilder machen, in denen die Bestandteile wie Bausteine sind, mit denen man spielt. Bilder nicht immer vom Körper, immer aber mit dem Körper.
Denken. Und dann wieder Druck ablassen. Nicht nur im Darm und nicht nur im Kopf. Überall im Körper drin verteilt, da seien sie aufgehoben, unsere Erinnerungen. Das Zellgedächtnis. Von dem ganzen Ding, dem ganzen Körper aus geht das Erleben, und dem Ganzen gilt die Erfahrung.
“Der menschliche Körper fasziniert im Grunde jeden Menschen. Doch fehlen oft Gelegenheit und auch die entsprechenden Hilfsmittel, um sich einmal genauer mit ihm zu befassen”. Auch das sagt das Vorwort. Welche Formen dann diese Faszination konkret für diese oder für jenen annimmt, welche Funktionen in welchen Momenten in den Vordergrund treten, das kann die Fantasie anregen. Denn so ein Körper kann ganz schön Freude machen. Doch dann wieder ist er das Fremdeste überhaupt. Und manchmal ist es einfach der Falsche. Oft spürt er Furcht, und das ist nicht nur so ein Gefühl.
Man hört und sieht ja vieles, wenn auch nicht alles davon mit dem Herzen. Das meiste aber geht unter die Haut. Man will helfen und kann es doch nicht. Man hat ja nur zwei Hände. Im Grunde kann er dies auch ohne Hände, der Körper: nämlich heilen. Und tatsächlich ist er immer da. Jetzt. Und jetzt. Und jetzt. Bis er es nicht mehr ist. Ob man nun versucht, mit ihm arbeiten, oder gegen ihn.
Faszinierend ist es, dieses Ganze, wo verschiedene Systeme nebeneinander, ineinander, mit- und umeinander funktionieren.
“Malend lernen? Malen ist […] eine der wirkungsvollsten - und gleichzeitig angenehmsten - Lernmethoden. Die Lernenden werden mit den grundlegenden strukturellen und funktionalen Erscheinungsformen des menschlichen Körpers vertraut, während sie die Tafeln ausmalen und zum eigenen Körper in Beziehung setzen.”
Oder so: lernend malen? So ein Ausmalbuch auch, um die Konzentration zu üben. Es ist nicht immer leicht, das Lernen. Und damit meine ich auch das Leben. Und damit auch das Lieben. Was mal mit grosser Lust verbunden ist, gerät plötzlich in einen Zustand der Lähmung, und das Machen fällt einem schwer. Da nervt man sich schon mal. Weiss nicht mehr, wo oben ist, wie man sich besser organisiert, und das Persönliche erscheint so problematisch. Aber in einem Querschnitt sähe das vielleicht wieder anders aus. Da sieht man mehr, zumindest anderes, auf diesen Schnitten durch verschiedene Ebenen.
Und auch diese zwei Möglichkeiten birgt der Körper in sich: reden oder rennen. Hilft bei Spannungen und bei Stress. Und dann geht es zurück zur Tätigkeit. Hier ist unten. Darauf sollte man vertrauen können, auch wenn einem der Zweifel auf der Zunge liegt.
2019
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