Ausgangspunkt für die Arbeit Tirage I-III im Kunsthaus bilden zwei Fotografien von der alten Gerberei Friderich in Zofingen. Zu sehen ist eine Aussenansicht des Hauses von dessen Balkon Felle und Lederstücke herunterhängen. Fasziniert von der alten und heute in der Schweiz beinahe ausgestorbenen Technik des Gerbens, besuchte Anna-Sabina Zürrer die noch heute bestehende Gerberei Friderich. Ein einzelner Mann bearbeitet die Felle von der An- bis zur Auslieferung – ist er mal abwesend, bleibt auch die Gerberei geschlossen. Anna-Sabina Zürrer übersetzt dieses Ausgangsmaterial: Analog zur Tierhaut hängt sie den Lambda-Abzug der Fotografie an einen im Raum gespannten Draht und bearbeitet den Print im Rahmen einer Performance mit Chemikalien. Ähnlich wie beim Entfleischen und Veredeln eines Pelzes, versetzt sie das Ausgangsmaterial in einen neuen Zustand. An drei während der Ausstellungsdauer festgelegten Terminen (Forum, Matinée und Finissage) können wir Anna-Sabina Zürrer bei ihrer Arbeit zuschauen und am Veränderungsprozess teilhaben. Aus der grossformatigen, Schwarzweiss-Fotografie rinnen Farben wie Blutbäche herunter und sammeln sich im auf dem Boden ausgebreiteten Tuch. Vergleichbar mit den beissenden Gerüchen in einer Gerberei verbreiten sich auch im Ballsaal unangenehme Düfte. Am Ende der Ausstellung werden sich diese verflüchtigt haben, übrig bleibt das leergewaschene, glänzende Blatt. Wie auch beim Gerben handelt es sich bei den Arbeiten von Anna-Sabina Zürrer um irreversible Konservierungs-Prozesse. Das Endprodukt erachtet sie als reinsten Bildträger.