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Corpora. - Store für Premium Organe

Die grundlegende Thematik dieser gestalterischen Arbeit ist die Monetisierung, sprich die ökonomische Bewertung des Menschen. Grundsätzlich ist ein Menschenleben unbezahlbar, aber es gibt Orte, an denen der Mensch einen exakten Preis hat. Materiell betrachtet ist unser Körper nichts weiter als die Zusammensetzung unterschiedlicher Elemente und alle seine Teile sind als dessen «Eigentum» zu verstehen. Nichtsdestotrotz wird der menschliche Körper als «Ressource» angesehen, derer man sich bedienen kann. Der Mensch ist mittlerweile nicht nur Ware, sondern auch ein lebendiges «Ersatzteillager». Im Darknet wird mit allen erdenklichen Körperteilen und Organen gehandelt. Der Körper wird als eine Art «Baukasten» kommerzialisiert, dessen Bestandteile als billige «Organquellen» verkauft werden. Nicht alle Organe stammen von freiwilligen Spendern, ganz im Gegenteil, viele davon werden auf ausgesprochen brutale Art und Weise beschafft. Gängige Opfer sind beispielsweise Flüchtlinge und zum Tode verurteilte Straftäter. Die zweifelhafteste und grauenvollste Beschaffungsmethode ist die Organproduktion in «Babyfabriken», wo Kinderkörper gezüchtet, verkauft und ausgebeutet werden. Hier stellen sich die Fragen: Was ist das für eine Gesellschaft, in der Geld als Ersatz für Verantwortung dient? Und ist es legitim, den Wert des menschlichen Körpers zu berechnen?

Der Schauplatz für den Entwurf ist ein «Organ-Store» in der Freie Strasse 105 in Basel. Der Entwurf ist die gestalterische Auseinandersetzung mit der Kommerzialisierung menschlicher Körperteile im Darknet. «Corpora» ist ein Handelskonzept, das den illegalen Organhandel vom Darknet auf die Strassen von Basel transferiert.
Das Ladengeschäft umfasst einen Showroom und alle Etappen von der Organbereitstellung bis hin zum Verkauf. Das Angebot umfasst unterschiedliche menschliche Waren − eine einzigartige Kollektion aus der ganzen Welt. «Corpora» als Brand präsentiert eine eigene Interpretation des menschlichen Körpers als Luxusware und definiert den modernen Menschenhandel auf intime, ehrliche und bewusste Weise neu.
Hängevorrichtungen, Kuben und Marmorwände bieten grosszügige Verkaufsfläche. Das architektonische Herzstück des Ladens bildet ein waagförmiger Raumkörper aus Marmor, der als Erschliessungsachse und zur Gliederung dient. In unprätentiöser Eleganz verbindet er den Showroom mit den Hinterzimmern, in denen die Schreckenstaten vollbracht werden.

Der Kunde soll sowohl herausgefordert als auch überfordert werden. Mit dem Betreten des Stores beginnt für den Besucher die Prüfung. «Corpora» als Handelskonzept führt den Kunden alle Phasen und Prozesse der Organbereitstellung beim Kauf der Ware Mensch vor Augen. Der Zutritt zu einigen Räumen bleibt ihm jedoch verwehrt. Wird er der Verlockung widerstehen − oder der Versuchung erliegen und einkaufen? Eine Reise auf der Suche nach dem eigenen «moralischen Kompass» in einer Gesellschaft, in welcher Geld als Ersatz für soziale Verantwortung dient.
«Corpora» ist der Versuch, unsere geldgierige Gesellschaft abzubilden, in der die Achtung vor der menschlichen Würde verloren ging. «Menschlichkeit» ist ein Code, zu dem wir den Schlüssel längst verloren haben.
Basel, 2019