Leitmotiv der «Kakologie» ist ein fiktiver Dialog mit dem tschechischen Schriftsteller Milan Kundera über den Kitsch und dessen existenzielle Bedeutung. Der Autor hat in seinem 1984 erschienenen systemkritischen Roman «Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins» die folgende These aufgestellt: «Kitsch ist die absolute Verneinung der Scheisse; im wörtlichen wie im übertragenen Sinne: Kitsch schliesst alles aus seinem Blickwinkel aus, was an der menschlichen Existenz im wesentlichen unannehmbar ist.» Ich lasse Kundera in der Performance als Klappmaul-Puppe auftreten – geformt aus einem über seinen Roman gewickelten grossen, braunen Stoff – und führe mit ihm eine Diskussion als Puppenspiel. Die durch Kundera gesprochenen Sätze sind Originalzitate aus dem Buch. Die Dialogszenen wechseln sich in der Performance mit der Erzählung von Kurzgeschichten ab – Geschichten über die Pflege einer querschnittsgelähmten Frau und einen Besuch in einem Hospiz. In diesen kurzen Erzählungen stecken die Protagonisten «im wörtlichen wie im übertragenen Sinne» in der Scheisse, versuchen aber, ihren Schwierigkeiten durch den Kitsch zu entkommen. Dadurch taucht die Frage auf, ob Kitsch ein zu bekämpfendes Phänomen oder eine Notwendigkeit ist. Die Requisiten benutze ich in der Performance als bildhafte, inszenatorische Mittel der Erzählung. Durch meine Interaktion verwandelt sich z.B. das Mikrofonkabel in einen Katheter oder der braune Stoff in ein Stück Fleischkäse.