I Know Myself and I Don't
(2014)

Während der Vernissage beschrieb Ursula Scherrer den gesamten Boden der Galerie mit Kohle. Vom hinteren Ende beginnend, schrieb sie immer weiter - die Schrift verdrängte langsam die Menschen aus dem Raum, auch die Künstlerin selbst. Aufgrund der Form des Raumes war das Werk nie in seiner Gesamtheit zu sehen. Die erste Person, die die Galerie wieder betrat, begann eine Spur zu hinterlassen. Das Werk veränderte sich mit jedem weiteren Schritt und betonte die Vergänglichkeit von allem.
Die Ausstellung umfasste ein Foto sowie den Ausstellungstext, der mit Google Translate vom Englischen ins Chinesische übersetzt wurde. Die Schriftzeichen wurden von Scherrer auf die Wand des Raums kopiert (der Künstler kann kein Chinesisch).
Ich komme in Chongching an.Alles ist neu. Unbekannt. Kein vertrautes Gesicht. Kein vertrauter Anblick. Kein vertrautes Geräusch. Kein vertrauter Geruch.Der Boden wird mir unter den Füßen weggezogen.Wer bin ich in dieser Welt? Ich versuche verzweifelt, an meiner Vorstellung von Ich festzuhalten, an dem Ich, das ich in meiner eigenen Umgebung kenne.Aber ist das Ich, das zu Hause lebt, dasselbe Ich, das jetzt hier ist?Verschiedene Aspekte meines Ichs kommen zum Vorschein. Ich fühle mich nicht wohl in meiner Haut. Mein Körper ist mein Körper. Ist er das wirklich? Er scheint größer zu sein als zu Hause. Das Leben als Vergleich. Ich laufe mit meiner Kamera herum. Zwanghaft fotografiere ich. Finde etwas, an dem ich mich festhalten kann. Ich fotografiere meinen Körper. Erforsche meine eigene Landschaft.Ich schreibe.
Kopieren.Zurück zum Anfang des Seins.So lernen wir.
Reinigen, um Klarheit zu finden.Putzen, um sichtbar zu sein.Reinigen, um Raum zu schaffen, um mich selbst zu finden.
Das eine verdrängt das andere. Langsam.Mit Beharrlichkeit.
Dinge kommen und gehen.Nur der Augenblick existiert.Es gibt kein Ende.Das Ende wird zum Anfang.Was ist, war.Das Flüchtige.