Möslang / Guhl
von Ralph Hug
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Besonders interessant ist an dieser Stelle das "Konzert für 1 Draht, 2 Spieler und
Tonabnehmer", das am 30. Januar 1987 in der Grabenhalle in St. Gallen stattgefunden hat.
Grabenhalle in St. Gallen am 30. Januar 1987 stattfand. Bereits im Titel wird auf die Primitivität der
die Primitivität der verwendeten Instrumente - nichts weiter als eine Saite mit Tonabnehmern.
Und tatsächlich gab es an diesem Konzertabend zunächst wenig zu sehen. Erst auf den zweiten
Blick fiel auf, dass ein dünnes Klavierseil aus Federstahl mit einer Länge von über
über zwanzig Meter den Raum von Wand zu Wand überspannte, montiert in Kopfhöhe mit zwei
Spannschrauben gehaltenen Stützvorrichtungen. Der lange Draht lief über zwei Tonabnehmer an
an jedem Ende; allerdings waren es ausnahmsweise die winzigen Lautsprecher jener preiswerten
Elektronik in den bekannten singenden Geburtstags- und Glückwunschkarten, die in jedem
Kaufhaus erhältlichen singenden Geburtstags- und Glückwunschkarten, bei denen programmierte Chips eine elektronische Melodie abspielen, wenn man sie aufklappt.
sie aufgeklappt werden. Entfremdet von ihrem ursprünglichen Zweck, übermittelten die Tonabnehmer
den Klang der schwingenden Saite über einen kleinen Verstärker an vier im Raum verteilte Lautsprecher
kleinen Verstärker. Dies war die einzige instrumentale Ausstattung für das Konzert, das
ohne den Einsatz der beiden Musiker, die auf einem Podest standen und die
die auf einem Podest standen und mit Schultern und Händen das Schwingen der Saite ständig
Schultern und Händen verändern konnten. Gleichzeitig brachten sie die Saite auch mit Holz- und Metallstücken und herkömmlichen Geigenbögen in Schwingung.
Holz- und Metallstücken und herkömmlichen Geigenbögen, durch Zupfen, Schlagen, Reiben
und Klimpern. Norbert Möslang und Andy Guhl standen sich auf dem Podest in unterschiedlichem
in unterschiedlichem Abstand gegenüber, in dynamischer Bewegung als frei improvisierende Musiker,
und doch in direkter Interaktion verbunden: Der Draht konnte nicht autonom manipuliert werden, sondern
vielmehr blieb die Klangausgabe vermittelt und abhängig von den gleichzeitig ausgeführten
Aktionen des anderen. Der Draht schuf nicht nur eine direkte Verbindung im Saal,
es schweißte auch die beiden Musiker in musikalischer Kommunikation auf Gedeih und Verderb zusammen.
Die dynamischen Bewegungen der beiden Spieler waren gerade deshalb möglich, weil
das Kabel so außergewöhnlich lang war. Sie konnten sich hin und her bewegen
hin- und herbewegen, was sich direkt auf den Klang auswirkte und das Klangspiel
Klangspiel gleichzeitig in ein Theaterstück verwandeln. Zu den verwirrendsten
verwirrendsten Aspekte des Konzerts war der große Unterschied zwischen dem, was
was optisch und was akustisch wahrnehmbar ist. Nur durch das Aufgeben von
Gewohnheiten konnte eine sinnvolle Verbindung zwischen dem Gehörten und dem
dem Gehörten und dem Gesehenen hergestellt werden. Die Klanglandschaften aus den Schwingungen der
Saite entwickelten sich so komplex, vielschichtig und dynamisch, dass es
dass es fast unmöglich schien, sie auf einen bloßen Draht als Quelle zurückführen zu können.
Man hätte eher an eine aufwendige, komplizierte Elektronik gedacht.
Doch dem war nicht so: Das Spektrum der Klänge und Geräusche - mit feinsten
Nuancen vom dumpfen Nachhall bis zum hohen Wimmern in tausendfacher
überlagert - stammte von einer einfachen Saite, wohl einem der ursprünglichsten
Mittel zur Klangerzeugung. Ermöglicht wurde diese bizarre Polyphonie auf
Tonabnehmern ermöglicht, die die ganze verblüffende Leistung hervorbringen konnten.
verblüffende Leistung. Als elektro-akustische Schnittstelle für das Konzert,
bildeten sie das eigentliche Tor zu einer Welt nie zuvor gehörter Klangkaskaden
Klangkaskaden, die sich etwa eine Stunde lang ununterbrochen in den Raum
Abfolge in den Raum strömten.
Auszug aus einem Artikel, der ursprünglich in Künstler-Paare II,
ed. Paolo Bianchi, thematisches Sonderheft, Kunstforum International
107 (1990), S. 173 - 175.
automatisch übersetzt aus dem englischen
Additional
Die Performance DRAHT 4 wurde extra für die Filmaufnahmen zum Film KICK THAT HABIT noch einmal aufgeführt. Der hochgeladene Film ist ein Ausschnitt. DRAHT 1 Uraufführung war 1980 im Stadttheater St. Gallen (Foto). Weitere Aufführungen gab es in der Grabenhalle, DRAHT 2, und DRAHT 3, in Kammgarn, Schaffhausen: Voice Crack with Knut Remond. Herausgeben wurden «draht, MÖSLANG/GUHL, Andy Guhl und Norbert Möslang, 1987, Cassette, Verlag Vexer» sowie die LP «kick that habit, VOICE CRACK, Andy Guhl und Norbert Möslang, 1986 LP UP 05».