Materiale: 28 sacchetti di zucchero da 1 kg attaccati a una cintura, punteruolo, maglietta bianca e scarpe rosse.
Estratto del testo di Eva Kramis, dalla monografia "Vom Rieseln und Rinnen" di Bucher, Claudia, 2007:
...In "SWEET LADY", Bucher, Claudia; appare indossando una gonna da ballerina fatta di pacchetti di zucchero da 28 chili, che ha drappeggiato graziosamente intorno a sé. Con un peso così elevato, si contorce e gira ordinatamente e con grazia, finché non diventa troppo per lei e vuole scrollarsi di dosso il peso. Trafigge un pacchetto dopo l'altro con un punteruolo, lo zucchero gocciola lentamente a terra, come neve di redenzione dopo un'atmosfera opprimente e buia, gocciolando e cadendo incessantemente, con il passare del tempo quasi fisicamente palpabile. La bambola di zucchero si erge nello spreco del suo ruolo furiosamente scartato...
tradotto automaticamente dalla lingua tedesco
Additional
ganzer Text von Eva Kramis, aus Bucher, Claudia;s Monografie „Vom Rieseln und Rinnen“:
Vom Schönen und vom Hässlichen
Hauchdünnes Papier liegt ausgerollt auf dem Boden, Bucher, Claudia; zeichnet darauf mit einem langen Stab, an dessen Ende Kohle oder Grafit befestigt ist. Mit dem Abstand zum Bildträger gewinnt sie eine Distanz zu sich selbst. Zugleich ist es, als ob sie damit die innere Nähe vergrösserte. Die rhythmischen Bewegungen ihres eigenen Körpers, die Geräusche des Stossens, Reibens und Kratzens versetzen sie in einen meditativen Zustand. Manchmal verstärkt sie diese weichen und harten Geräusche, indem sie den Tonabnehmer einer Gitarre am Stab festmacht, oft arbeitet sie mit Improvisationsmusikern zusammen, die diese Töne aufnehmen und verwandeln. Bilder menschlicher Figuren entstehen so in feinnervigem Strich, meist mit unscharfem Spiegelbild, als wäre vor ihnen eine Wasserfläche. Das Ich in verschiedenen Rollen, laufend in Veränderung. Die Zeichnungsrollen (so in der Zeichnungsinstallation „O.T., 2006“ Werkschau Luzern-Chicago) hängen später als Installation von der Decke, der Rest der vielen Papierrollen liegt auf dem Boden, als könnten die Bilder immer weitergehen. Als wäre da ein Stück Lebensweg für eine ungewisse Zeit aufgerollt und schon wieder im Verschwinden begriffen. Zustandsbilder. Die Linien erscheinen stark räumlich, auch durch die Durchsichtigkeit des Papiers und die Hängung. Sie wirken energiegeladen und lebendig. In “VIBRATIONS OF A JOURNEY, 2005/06“ hat sie ihren Kohlestift von den Vibrationen verschiedenster Verkehrsmittel führen lassen (eine Fortsetzung der „VIBRATIONEN AUF DEM VELO, 2001“ , wo sie den Stift auf den Lenker des Rads montierte und derart ebenfalls ein „Reise-Tagebuch“ führte). Es sind so um die 200 kleine quadratische Zeichnungen entstanden, zu einem provisorisch wirkenden Gesamtbild zusammengestellt, hochpoetische Bestandesaufnahmen einer unendlichen Reise, feiner Erschütterungen und Empfindungen, - gelenkte Zufälle.
Bucher, Claudia; ist Raumzeichnerin, sie setzt bewegte Linien in den Raum, setzt sich mit ihrem ganzen Körper ins Bild, macht Wege sichtbar, Odysseen (ein häufiges Thema bei ihr), Gehen und Kommen und damit auch Übergänge vom Schönen ins Hässliche, Kippmomente und die Vergänglichkeit allen Seins. Diese Elemente ziehen sich wie ein roter Faden durch das Werk der Künstlerin.
Ihr Schaffen nach Chronologie oder nach Medien erfassen zu wollen ist sinnlos, denn sie überlappen und ergänzen sich von den Themen und den Medien her. So arbeitet Bucher, Claudia; in ihrem Atelier immer gleichzeitig an verschiedenen Bildideen und deren Ausführung. Empfindungen und Eingebungen sind Momente, die in ihr eine bildliche Umsetzung auslösen, mehr als Konzepte.
Sie zeichnet in Grafit und Kohle, in verschiedenen Drucktechniken wie Lithografie, Radierung und Aquatinta, sie zeichnet ebenso in ihren Installationen und in ihren Performances, da oft mit Zucker und Tinte.
So zeichnet sie Bilder weiblicher Klischees, wenn sie die Vorstellung eines durchtrainierten fitten Hollywood-Stars parodiert, indem sie sich voll hineingibt in “JANE FONDA’S WORKOUT“ (Chicago, 2005/06). Das Konditionstraining absolviert Bucher, Claudia; vor dem Galerienpublikum auf grossen Papierbögen, die sie unter und hinter sich aufgespannt hat. In beiden Händen hält sie Kohlestifte, und ihre Bewegungen zeichnen sich auf den Papieren ab, als wilde Expressionen zunehmender Erschöpfung. Die Performance hat etwas Tragikomisches, Ironie ist ebenso darin wie Verzweiflung über die aufgezwungene “condition féminine“. Die strahlend gepflegte makellose “beauty“ verliert sich in gnadenlos bloss gestelltem Schweiss und Schmutz. Der Mythos der ewigen Jugend und Schönheit ist trotz aller Anstrengungen nicht aufrecht zu erhalten.
In anderen Performances zersticht ihn Bucher, Claudia; mit Gewalt. In “SWEET LADY, 2006“ tritt sie mit einem Ballettröckchen aus 28 Kilopackungen Zucker auf, die sie hübsch um sich drapiert hat. So schwer beladen dreht und wendet sie sich adrett und zierlich, bis es ihr zu viel wird, und sie das Gewicht abschütteln will. Mit einer Ahle durchsticht sie eine Packung nach der andern, der Zucker rieselt langsam zu Boden wie erlösender Schnee nach einer beklemmend verdunkelten Atmosphäre, rieselt und fällt unablässig, das Zerrinnen der Zeit wird geradezu körperlich spürbar. Die Zuckerpuppe steht im verschwendeten Abfall ihrer wütend abgeworfenen Rolle.
In der Werkreihe “SWEET LADY PART II, 2006“ fällt in den Aquatinten statt des Zuckers Licht auf die Frauenfigur. Entrückt wirkt sie: Wer ist sie? Wer war sie? Die Er-Innerung ist weitergesponnen, der Zufall einmal mehr einbezogen (je nach Länge des Wasserbades in diesem Grafikverfahren, in dem sich Staub auflöst und in der Deckschicht ein unberechenbares Netz von Löchern hinterlässt, durch das die Säure auf die Metallplatte einwirkt).
Die Frage „Wer bin ich?“, die Suche nach der Rolle im Leben ist überall verbildlicht. Sexy Sugarbaby oder Hyäne? Makelloses Wondermodel oder normale Alltagsfrau? Das Süsse, Gefällige, von der Gesellschaft Aufgezwungene zerdrückt, zersticht, zerstört Bucher, Claudia; macht so das Moment des Zweifelns und Kippens zwischen verführerisch und abstossend, lechzend und übersatt, anziehend und ekelerregend sicht- und fühlbar.
Im Ausstellungsraum riecht es stark nach Beerensaft, den sie in die vielen durchsichtigen Behältnisse aus feiner Gaze geleert hat. Diese hängen fledermausartig von der Decke, erinnern an Kokone auch, an etwas kurz vor dem Ausschlüpfen oder vielleicht an Brüste, bereit gelutscht zu werden. Rot auf Zuckerberge auf dem Boden tropfend. Mit kindlicher Sinnlichkeit ist hier spielerisch eine Zuckerlandschaft inszeniert. Und doch wird eben in „LANDSCHAFT I, 2004“ dieser Punkt des Umstürzens erlebbar, von Hingabe zu Überdruss, von Sanftheit zu Aggression. Und auch ein Gefühl des schlechten Gewissens oder des Trotzes gegenüber den vergeudeten Lebens-Mitteln. Nektar des Lebens, - Blut, blutig, blutjung, lebendig –tot: mögliche Vorstellungen, die wir damit verknüpfen können, ohne dass sie uns in irgendeiner Weise aufgedrängt würden.
Der Philosoph Karl Rosenkranz hat „die Theorie, dass etwas, zum Beispiel Kunst, aber auch Leben, nur dann schön ist, wenn es wahr ist. Und wahr ist es aber nur dann, wenn man ihm die Gefahr der Vernichtung ansieht, .. Dadurch wird das Schöne und das Hässliche, die Vernichtung also, vereinigt zur Wahrheit.“
Laufendes Weggehen, von Rollen und von Orten, ist thematisiert, und Ankommen. Alles ist in Bewegung, Stehenbleiben bedeutete den Tod. In der Werkreihe mit dem sprechenden Titel „ODYSSEE“ (ab 2001) ist das direkt erlebbar: In den Schläuchen auf dem Boden ist Tinte, die durch eine Pumpe hinaufgeleitet wird, dazwischen sind Lufträume. Wir sind aufgefordert darauf zu treten, damit die Tinte auf dafür vorbereitete Flächen spritzt. Wir setzen die Tinte in Bewegung, die Künstlerin lässt malen. Das Gewirr von Schläuchen kann an Lebendiges erinnern, an Gedärme, Würmer. Das Produkt ist poetische „Malerei“, - Spuren einer ausgelebten Sinnlichkeit. Anziehung und Abscheu, Spiel und Ernst und der kurze Übergang vom einen Zustand in einen andern sind sich erneut ganz nah. Zugleich sind es Irrwege, die zurückführen und gut enden können. Fremdsein und Heimatlosigkeit sind bildlich angesprochen.
Bucher, Claudia; gelingt es mit ihrem vielseitigen Schaffen, auf spielerische und sinnliche, wie auch präzise und kohärente Weise Energien, Bewegungen und Verwandlungen spür- und sichtbar zu machen und in uns Betrachtenden anzuregen.
© Eva Kramis ◦ Basel ◦ Mai 2007