Revolving Histories (#bangbang-1358)
durch die Kunst (Filmessay zur gleichnamige Performance, 05.12.2012)
(2012)
https://bernhardhuwiler.kleio.com
Mittels einer Wasserpumpe wird Wasser aus der Aare gepumpt und mit einem Tankfahrzeug vor das Schlachthaus Theater Bern an der Rathausgasse transportiert, wo es in eine Mulde geleert wird. Mehrere Performer bringen das Wasser in roten Gießkannen mit einem Leitersystem auf das Dach des Schlachthauses. Dort leeren sie die Kannen, begiessen das Dach mit dem Aarewasser. Die Performer steigen wieder über das Leitersystem nach unten und füllen die Kannen wieder. Das Wasser fliesst über das Dach in die Dachkännel. Kurz unter dem Dachrand werden die Kännel umgeleitet in Schläuche, insgesamt vier. Die Schäuche werden durch Oeffnungen in den Fenstern ins innere des Schlachthauses umgeleitet. Das Schlauchsystem durchquert den Aufführungsraum. An einem Zentralen Ort münden die Schläuche in eine Art Tonne, welche nahe der Seitenwand auf einer Erhöhung aufgestellt ist. Durch einen Abflussrohr fliesst das gesammelte Wasser weiter. Das Rohr wird an der Seitentür des Schlachthauses durch eine Öffnung wieder nach aussen gelangen, wo das Wasser auf den Boden rinnt und in einem Abwasserschacht verschwindet und im Kanalisationssystem wieder zur Aare fliesst.
Durch die Kunst
Im Innern des Schlachthauses findet das Festival statt. Die Performer bieten ihre Kunst dar, die Techniker und übrigen Angestellten sorgen für einen reibungslosen Ablauf des gesamten Anlasses und arbeiten, das Publikum lässt sich von der Kunst inspirieren. Aussen wird auch gearbeitet. durch die Kunst
• ist eine Performance um die Performance
• geht durch die Kunst
• findet oberhalb, ausserhalb, innerhalb und unterhalb des Inkubationsraumes Kunst statt
• durchfliesst den Narurraum, den Landschaftsraum, den urbanen Raum, den Kunstraum
Text: Bernhard Huwiler
Additional
Die gleichnamige Performance am BONE Festival 2012 wurde filmisch festgehalten und eingebettet in Bruegel Bild „Die Anbetung der Könige bei Schnee“.
Buch und Regie: Bernhard Huwiler
Kamera: Christoph Walther, Trinipix, Nino Michel
Schnitt: Aron Nick, Trinipix
Musik:Katharina Weber
Text und Sprecher: Franz Dodel
Sounddesign und Mischung: Jakob Stoller, Audiolager
Postproduktion: Christoph Walther, Trinipix
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Filmidee, 2012:
Die Performance "durch die Kunst" wird die Basis für einen Essayfilm. Durch die Montage erweitern wir das Assoziationsfeld der Performance. Die Fragmente der äusseren Handlung werden neu zusammengefügt und dramaturgisch gestaltet. Analogien zu Malerei werden hergestellt, unter anderem werden exemplarisch Bildzitate von Caspar Wolf eingeblendet. Auf der Tonebene werden Fragmente von Norbert Klassens "Gedankenaufzeichnungen zum Performance Theater" zitiert. Durch solche Analogie loten wir das Spannungsverhältnis zwischen den Medien Malerei, Aktionskunst, Film aus. Diese experimentelle Filmform verstehen wir auch als filmische Reflexion des Medium Film.
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"Es kam zu einer Verzögerung der Fertigstellung des Films um etwa ein Jahr. Bei den Dreharbeiten der Performance im Dezember 2012 wurden wir überrascht, es schneite. Wir drehten natürlich trotzdem unter erschwerten Umständen. Bei der Sichtung des Materials war ich ursprünglich irritiert. Mir wurde klar, dass ich den Film nicht in ursprünglicher Form realisieren konnte, insbesondere die Bezüge zu den Landschaftsbildern von Caspar Wolf schienen mir nicht mehr passend zur winterlichen Atmosphäre der gedrehten Sequenzen. Mir wurde klar, dass ich eine neue Lösung der Einbettung des Hauptteils suchen muss.
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Ich stiess dann auf das Bild „Die Anbetung der Könige im Schnee“ von Pieter Brueghels des Älteren aus dem Jahr 1567. Das Gemälde gehört zur Sammlung Oskar Reinhart in Winterthur. Die Weisen aus dem Morgenland besuchen die heilige Familie in einem flämischen Dorf. Es schneit. Die Bewohner sind mit den Verrichtungen ihres Alltages beschäftigt. In der rechten vorderen Bildhälfte beispielweise entnehmen Leute mit Kesseln Wasser aus einem Wasserloch, das sie in die Eisdecke des gefrorenen Sees geschlagen haben. Die eigentlich bedeutende Szene, die Anbetung des Jesuskindes, wird im unteren linken Bildrand abgebildet. Das Bild hat den Charakter eines Wimmelbildes. Mich interessiert bei Brueghels Gemälden das Spannungsfeld Alltagsleben – Szenen von Weltbedeutung. Für meinen Film sehe ich darin eine Metapher für das Spannungsfeld Alltag - Kunst. Diese Thematik ist ein zentrales Thema meiner Kunst. Im Prolog wird nun dieses Bild gezeigt. Der Lichtkegel einer Taschenlampe tastet das Bild ab. Die Kamera folgt dem Lichtkegel. Im Off spricht der Schriftsteller Franz Dodel einen eigens zum Film geschriebenen Text."
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Die Farben blau, rot und gelb sind die Grundfarben der Malerei. Die Einblendungen der entsprechend farbigen Arbeitsbekleidung der Akteure kann auch als Zitat der Bildfolge von Barnet Newman "Who is afraid of red, yellow and blue?" gesehen werden."
Alle Textfragmente: Bernhard Huwiler
Remark
Dieser Film ist auch ein Vorschlag für die Besprechung am 10.07.2022.
Bernhard_Huwiler_2015_Durch_die_Kunst-01-06: Performance Fotografien: Dominique Uldry, © Verein Kunst Archiv Bernhard Huwiler
Bernhard_Huwiler_2015_Durch_die_Kunst-07-09: Original Zeichnungen
Bernhard_Huwiler_2015_Durch_die_Kunst-10: Filmessay, Dossier
BONE 15 - Festival für Aktionskunst
place: Schlachthaus Theater Bern, Bern
Dokumentationstyp: Dokumentation einer Performance/Aktion / Documentation of a performance/action
Alternative
PDF Dokumentation, Fotoserie, Zeichnungen
Medium
Video 16:9
Dauer: 13:14