http://isabelrohner.ch/?projekte:artists_in_labs
hier ein Ausschnitt aus dieser Dokumentation:
... "Parallel zu dieser Arbeit kristallisierte sich langsam die Idee für die Fassadenperformance heraus. Während Wissenschaftler die kleinsten komplexen Systeme durch das Mikroskop betrachten, um sie zu verstehen, konzentriere ich mich auf den architektonischen Körper mit seinem gesamten Innenleben. Dimensionen verschmelzen, Großes wird klein wird groß. Das Haus als Organismus, die einzelnen Forschungslabore als Organe, die Forscher als Überträger, chemische Botenstoffe und die Gebäudehülle als Haut, die Epidermis, das Grenzgewebe zwischen Außen- und Innenwelt. Sechs Gebäudegeschosse mit jeweils 7 Feldern, eine Performance für 42 Künstler. Ich fand es spannend, den Begriff der Autorenschaft in dieser Arbeitsumgebung zu hinterfragen und so zu handeln, wie es Wissenschaftler tun, und als Gruppe und nicht als Individuum aufzutreten, weshalb ich die Basler Performancegruppe Labor einlud, an dieser Performance mitzuwirken.
Nach einer dreimonatigen Sommerpause entwickelte ich die Performance Epidermis und Innereien und konnte das Projekt im Rahmen der Basel Art Awards im Kunstmuseum Baselland präsentieren. Ich führte meine Interviewreihe weiter und beschäftigte mich intensiv mit dem Thema Haut, sammelte Hautgeschichten und machte Bilder von Hautverbindungen am Rasterelektronenmikroskop (REM). Fußsohlen, Kopfhaut, Haut, die den Körper bedeckt - von Leichen entnommen und als Proben präpariert. Haut als Projektionsfläche, Haut als Hülle, Haut als Grenze, über die das Auge des Betrachters nicht hinausschauen kann. Ich beschloss, ein Selbstporträt anzufertigen, um den Selbstfokus und die Subjektivität zu verstärken - ein Kontrast zu der Erwartung der Wissenschaftler, objektiv zu bleiben. Ich liess mir von einem Dermatologen am Kantonsspital Basel ein Stück Haut abschneiden und erlebte so den gesamten Präparationsprozess einer Sonde an meiner eigenen Haut. Fixierung in Glutaraldehyd, Austausch von Wasser durch eine steigende Alkoholkonzentration von Alkohol durch CO2, Trocknung am kritischen Punkt, Fixierung der Probe auf dem Objektträger und Sputtern. In diesem Zusammenhang habe ich auch an verschiedenen Reaktionen in meinem Umfeld bemerkt, dass Selbstversuche, die im Namen der Kunst und nicht der Wissenschaft gemacht werden, von Wissenschaftlern und der Gesellschaft im Allgemeinen anders bewertet werden, weil sie offenbar nicht den Stempel der wissenschaftlichen Legitimität erhalten.
Um meine Sichtweise bezüglich der Rollenverteilung zwischen Wissenschaft und Kunst zu verdeutlichen, sollte ich das Szenario für die entstehende Fassadenperformance erwähnen:
42 Künstler stehen in den 42 Rahmen des Betonrasters vor der Fassade. Jeder Künstler zieht eine weiße Maus aus seinem Kostüm und hält sie mit dem Schwanz in Armlänge über das Geländer. Auf ein geheimes Signal hin, das dem Publikum nicht bekannt ist, lassen alle Künstler ihre Mäuse fallen. . .
Nach einem ersten Monat, den ich damit verbrachte, mich mit der Umgebung vertraut zu machen, und einem zweiten Monat des tieferen Eintauchens und der Begeisterung, brachte der dritte Monat Fragen des Zweifels und auch eine kleine Krise mit sich. In den letzten beiden Monaten nach einer dreimonatigen Sommerpause wich das emotionale Auf und Ab einer gewissen Nüchternheit und Konzentration auf meine künstlerische Arbeit. Obwohl während des AIL-Projekts ein intensiver Austausch zwischen Kunst und Wissenschaft stattfand, kam es nicht zu einer Zusammenarbeit, wie ich sie mir seit Jahren vage vorgestellt hatte. Meine Erfahrung hat gezeigt, dass zwei Bedingungen erfüllt sein müssen, damit eine echte Zusammenarbeit zustande kommt. Erstens muss der eigentlichen Arbeit eine Phase des Kennenlernens und, wenn möglich, des tiefen Verständnisses des Themas vorausgehen, und zwar nicht nur die Annäherung des Künstlers an die Wissenschaft, sondern auch die des Wissenschaftlers an die Kunst, denn ich möchte davon ausgehen, dass an einer Zusammenarbeit zwei gleichberechtigte Partner beteiligt sind. Zweitens müsste das Projekt, die Diskurslinie oder das Ziel gemeinsam formuliert und auch von beiden Seiten gewollt sein.
Nichtsdestotrotz konnte ich in den fünf Monaten am Bio- und Pharmazentrum den Grundstein für die Möglichkeit legen, eine zukünftige Zusammenarbeit oder eine Form der Verschmelzung von Kunst und Wissenschaft zu einer dritten Einheit, zu etwas Neuem, anzugehen."
automatisch übersetzt aus dem englischen
Additional
Ich weiss nicht, wieweit die Arbeit auch in Bildern dokumentiert ist.
Ich habe diese Arbeit und Performance-Dokumentation evtl. nicht gesehen, obwohl ich 2005 mit Zappy Birthday und meinem Projekt Instant Gain in Grace an im Native Systems Lab der ETH tätig war.
Eine AIL Veranstaltungen waren evtl. erst ab 2006 mit DAW (Festival Digital Artweeks) und ETH vernetzt (https://webarchiv.ethz.ch/digitalartweeks/web/uploads/DAW06/press_response_2006.pdf) und ich habe einige Projekte im Native Systems Lab der ETH mitverfolgt, insb. interaktiven Projekte von Marie-France Bojanovski.
https://vimeo.com/199637157?embedded=true&source=video_title&owner=20023600
https://www.artistsinlabs.ch/en/artists/16
auch Projekte im Rahmen von AIL und sitemapping (Medienkunst) eingereicht, welche von Jill Scott geleitet oder juriert wurden.
Bücher zu AIL von Irene Hediger und Jill Scott:
https://publikationen.zhdk.ch/?product=artists-in-labs-pdf
https://www.jillscott.org/pdf/JillScott-Artists-in-Labs-Program.pdf
https://www.emuseum.ch/people/58791/zhdk-artists-in-labs-ail-zurich-ch/objects