Revolving Histories (#bangbang-0873)
AUFERSTÄUBUNG
(2018)
https://www.frauvogel.ch / www.sculpture-massage.com
Von oben blicken wir auf einen längs auf dem Plattenboden ausgestreckten und von Mehlstaub bedeckten Frauenkörper. Bald regt sich der Kopf, dann richtet sich der Oberkörper langsam auf. Die Frau wird allmählich aufstehen, sich vom Mehl entstauben und aus dem Bildraum entfernen. Einzig die Spuren ihres Körpers – die mit Mehl gezeichneten Umrisse ihrer zuvor liegenden Silhouette – bleiben übrig. Weiss auf Schwarz zeugen sie von Andrea Vogels «Auferstäubung», verweisen auf die ephemere Anwesenheit der Künstlerin, verwischen Körperlichkeit und Entkörperung.
Die Stop-Motion- und Überblendungseffekte, die Andrea Vogel in ihrer fotografierten Performance «Auferstäubung» eingesetzt hat, verstärken diesen Eindruck zusätzlich. Das Video, das aus einer Abfolge von aneinandergereihten Einzelbildern besteht, entstand 2018 im Rahmen des gemeinsam mit der Künstlerin Olivia Notaro realisierten Work-in-Progress-Kunstprojekts «Kunstversuchsanstalt #4 Universum» (als Teil der gleichnamigen, von Olivia Notaro initiierten Projektreihe «Kunstversuchsanstalt») in der ehemaligen Bäckerei Konditorei Vogel in Oberdiessbach. Die Rückkehr in die stillgelegte elterliche Backstube weckte das Bedürfnis, das Mehl auf der eigenen Haut zu spüren und bot Raum für die Auseinandersetzung mit der eigenen Herkunft. Denn wie Andrea Vogel selber sagt, wurde sie «in den Mehlstaub hinein geboren und kehrte vierundvierzig Jahre später als Künstlerin zurück».
-Die Videoarbeit wurde an der Cantonale Berne/Jura 2018/19 im
Kunsthaus Interlaken und im Musée jurassien des Arts, Moutier des Arts gezeigt.
Die Videoarbeit von videokunst.ch angekauft und vom 28. Mai — 04. Juli 2020 im Showroom Progr Bern gezeigt.
Additional
Dieses Video von Andrea Vogel ist beunruhigend. Die nackte Künstlerin, bedeckt und umgeben von Mehl, liegt am Boden. Sie wird allmählich aufstehen. Die Kamera schaut dabei von oben aus einem hohen Winkel auf sie herab. Diese langsame Aufnahme findet in «Stop-Motion» oder Überblendungen statt und spielt mit Schärfe und Unschärfe. Bilder des Körpers und seiner Spur in zeitlosem Schwarz-Weiss. Mehrdeutiges Oszillieren zwischen Entkörperlichung und Körperlichkeit. Die gefilmte Performance entstand in der ehemaligen Bäckerei der Eltern der Künstlerin in Oberdiessbach (Projekt Universum, mit Olivia Notaro, 2018). An diesem Ort ihrer Kindheit «erlebt» Andrea Vogel ihre «Geburt, nackt als Tochter eines Bäckers im Mehlstaub». Hier hinterfragt sie umso mehr die Erfahrung, die Dauer und die Vergänglichkeit des Lebens, denn ihr Titel Auferstäubung ist ein Zusammenzug zwischen «Auferstehung» und «Entstauben». Die Vergangenheit mit dieser Rückkehr zur Geburt entstauben? Wiederauferstehung neu interpretiert? Konkreter und metaphorischer Staub?
Valentine Reymond, Leiterin, Musée jurassien des Arts, Moutier
Remark
60sec Ausschnitt von Videoarbeit Auferstäubung 2018, 5min.Loop
UNIVERSUM (Kunstprojekt in ehemaliger Backstube)
place: Oberdiessbach
KuratorIn: Vogel, Andrea; Notaro, Olivia
Dokumentationstyp: Performance/Aktion für die Kamera / Performance/Action for the Camera
Alternative
-Video
-Stills
Medium
Video 16:9
Dauer: 5min Loop