wir/wir/wir (Entwürfe)
(2014)

„Wie kann man zusammensein, um vom Geheimnis, von der Trennung, von der Vereinzelung und Singularität zu zeugen?“ Jacques Derrida bringt in seinem Text zur „Politik der Freundschaft“ eine Vielzahl von Bereichen und Fragestellungen zusammen, die auf den ersten Blick einander fern erscheinen. In seinem Schreiben und Sprechen verschweißen sich Freundschaft, Demokratie und das Sprechen selbst zu einem Problemfeld, das nach den möglichen und unmöglichen Arten menschlichen Zusammenlebens fragt. Wie können wir uns selbst und dem anderen Begegnen, ohne ihn in seiner unvergleichlichen Singularität zu beschneiden? Wie können wir miteinander sprechen? Und wie können wir unsere privaten Beziehungen, unsre Freundschaften auf eine Gemeinschaft hin öffnen, auf ein Zusammenleben im politischen Raum eines Landes, einer Kultur? "wir/wir/wir (Entwürfe)" unternimmt den Versuch, von Beginn an eine inhaltliche Herangehensweise an einen Text mit unvermittelter Spiel- und Experimentierfreude zu kombinieren. Von den (Sprach-)Figuren dieses Textes ausgehend sammeln wir musikalisches, szenisches, textliches Material und suchen so Anknüpfungspunkte für eine musiktheatrale Umsetzung. Gleichzeitig greifen wir den rhetorischen und musikalischen Charakter von Derridas Gedankenfluss auf und nutzen sein dramatisches Potential. Aus musikalischen Text-Gesten-Choreografien entwickelt sich ein Sprechen, dass die Sprache selbst als Sinn-Generator beständig thematisiert. Der Körper äußert sich durch Gesten und stimmliche Varianz, während der Text wie eine Gedankenspur weiterläuft. Wir suchen eine Mischung von Öffentlichkeit und Innerlichkeit, Nähe und Distanz, eine Form des Sprechens, die sich selbst und das Selbst als stabile Entität in Frage stellt.