Die Veranstaltung startete mit einer Wanderung zum Performanceort.
Route 1 (Val Mingér): Val Mingér an: 9:00 Uhr. Die Führung übernahm der Fotograf und Künstler Stefan Rohner.
Route 2 (Val Plavna): Tarasp-Fontana an 11:42 Uhr. Die Führung übernahmen die Künstler*innen Angela Hausheer und Leo Bachmann.
14:30 Uhr: Performance “landscaping (reflections)” mit Angela Hausheer und Leo Bachmann auf der Geröllebene. Die Arbeit beschäftigte sich mit den besonderen Echos im Val Plavna. Als Handlungs- und Musikinstrumente trug Leo Bachmann seine Tuba mit sich, Angela Hausheer ein Mikrophon in den Händen, sowie einen Lautsprecher auf dem Rücken. Zusammen loteten sie mit diesen Instrumenten verschiedene Echopunkte im Val Plavna seismographisch aus und legten temporäre Raum- und Zeitverhältnisse frei.
Danach fand ein gemeinsames Picknick vor Ort statt, anschliessend eine gemeinsame Wanderung zurück nach Scuol-Tarasp.
Additional
landscaping (reflections)
Eine musikalisch-performative Intervention im Val Plavna von Hausheer, Angela; und Bachmann, Leo; im Sommer 2011
„Der landschaftlich eindrücklichste Teil des Val Plavna ist eine immense natürliche Kiesebene hoch oben über dem Unterengadin, umgeben von mächtigen Felswänden und Bergspitzen. Gefühle von Freiheit und Weite sind prägende Erfahrungen eines jeden, der sich auf die mehrstündige Wanderung zwischen dem Val Mingèr und Tarasp begibt. Bewegung in Raum und Zeit und die körperliche Anstrengung dazu sind quasi die Grundvoraussetzungen, die alle BesucherInnen an den Ort des Geschehens mitbringen. Hausheer, Angela; und Bachmann, Leo; haben ihren spezifischen Handlungsraum präzise ausgewählt: Sie agieren dort, wo sich die Ebene nach Osten ausweitet in ein Seitental, das wiederum weit hinten kesselartig abgeschlossen ist. Zwischen diesem Talkessel und der gegenüberliegenden Felswand, im Brennpunkt sozusagen, ist räumlich und akustisch Besonderes zu erleben: Die Natur hat einen Ort geschaffen, der dem Menschen seine Selbstvergegenwärtigung und gleichzeitige Relativierung angesichts der Grösse des Raumes, in dem er sich befindet, ermöglicht. Genau diese Voraussetzungen machen sich die beiden Künstler zunutze, indem sie während ihrer Aktion die besonderen Qualitäten des Raumes, den Echoraum als Resonanzraum zum Klingen bringen, und ihn so verorten. Die zwei Akteure agieren auf je unterschiedliche Weise in der Landschaft, die eine natürlich inszenierte Bühne ist; eine Bühne, die ein Zentrum hat, gleichzeitig aber sich ins Unendliche auszudehnen scheint. Hausheer, Angela; stösst Stimmlaute, die in unterschiedlichsten Modulationen von Pianissimo bis Fortissimo ertönen, via Mikrophon und einen auf dem Rücken mitgetragenen Lautsprecher in den Raum. Worte, Geräusche und Schreie wechseln sich ab und verbinden sich mit den Gesten und den Gehbewegungen der Künstlerin von Stein zu Stein. Bachmann, Leo; benutzt sein Instrument, die Tuba als Verstärker von unterschiedlichstem Tonmaterial: Er erzeugt Geräusche, singende Klänge oder Tonballungen, die seiner eigenen Stimme und der via Instrument kanalisierten Luft aus seinem Körper entspringen. Sich voneinander weg und wieder aufeinander zu bewegend kommunizieren Hausheer, Angela; und Bachmann, Leo; untereinander, gleichzeitig mit dem Publikum, das sich ebenfalls frei auf der Ebene bewegt und mit dem mehrere Sekunden langen Echo des Landschaftsraumes. Die Felsformationen fungieren als Spiegel für jeden einzelnen Moment der dreiviertel Stunden dauernden Intervention. Die vorhandene Energie und der Resonanzraum des Plavna-Tals werden durch die performativen Handlungen aktiviert: Natur und Kultur berühren sich über das in mehrfachem Sinn physische Agieren der beiden Künstler im Landschaftsraum. Was mit dem ‚Abtasten’ des Raumes beginnt, kulminiert in den dichtesten Momenten der Aktion in einem Klangraum, in dem nicht mehr unterschieden werden kann, woher die einzelnen Laute kommen. Die Landschaft und die Handlungen der beiden Protagonisten scheinen ineinander zu verschmelzen. Der visuelle Eindruck der Landschaft wird um Dimensionen erweitert und zu einem ästhetischen Gesamterlebnis. Selten (oder nie) war mir Landschaft so gegenwärtig und präsent und ein Landschaftserlebnis so prägend wie anlässlich der Performance ‚landscaping (reflections)’ von Hausheer, Angela; und Bachmann, Leo;.“
Christof Rösch, Künstlerischer Leiter von NAIRS Zentrum für Gegenwartskunst – April 2012
Das andere Sommerfest im Val Plavna, NAIRS Zentrum für Gegenwartskunst
place: Val Plavna, Scuol
KuratorIn: Rösch, Christoph
Dokumentationstyp: Dokumentation einer Performance/Aktion / Documentation of a performance/action