Urban Nature
October 19, 2006
Performance / Installation
Lischetti Fountain Bern at Postgasse 70
Material: Lischetti fountain, watercress, red dress, the Postgasse
Duration: approx. 90 min.
Photos: Roberto Conciatori
Video documentation: Roger Levy, Kultpavillon
Helpers: Laura Laeser, Thomas Walther
Action
I'm wearing a simple, sleeveless red dress, a red sweater underneath and red shoes. Nasturtium is woven into my hair. I am standing on a platform above the Lischetti Fountain, which can be reached via an iron staircase. The nasturtium is flowing from my head over the stairs, the fountain and into its troughs out onto the street. I stand there as motionless as possible for about 90 minutes. All around me is the everyday hustle and bustle of the city. Cars drive past, passers-by walk by.
automatically translated from german
Additional
Hintergrund
Das mythologische Bild einer Natur-Göttin im urbanen Raum hat mich über mehrere Jahre hinweg begleitet, bevor ich dieses als Performance realisiert habe. Das Bild entstand damals als spontane Assoziation, als ich einmal im Herbst in einem Garten blühende Kapuzinerkresse sah.
Der Ort zur Umsetzung einer Performance war für mich immer sehr bedeutend, weil ich jeweils auf den Ort und seine Umgebung eingegangen bin. Der Ort und seine Umgebung wurden stets zu einem Teil der Performance. Deshalb dauerte es auch so lange, bis ich den geeigneten Ort zur Umsetzung dieses Bildes fand. Dies war dann während eines Besuches in Bern, wo ich in der Altstadt den Lischetti-Brunnen zufällig entdeckte. Als ich diesen Brunnen sah, war mir sofort klar, dass ich das Bild dieser Göttin, das als Tableau vivant konzipiert ist, auf diesem Brunnen umsetzen wollte. Ganz wichtig in diesem Zusammenhang ist der Meret Oppenheim-Brunnen. Meret Oppenheim ist für mich persönlich eine ganz wichtige Künstlerin, zu deren Werk ich eine gewisse Nähe habe. Die Motive, welche ihr Brunnen thematisiert, sind auch in meiner Performance enthalten. Die beiden Brunnen sind durch die Gassen der Stadt miteinander verbunden. Deswegen ist auch ein Foto des Brunnens in der Fotodokumentation.
Zur Vorbereitung der Performance habe ich eine Rekognoszierungsreise nach Bern gemacht und mir diesen Ort und die nähere Umgebung fotografisch erschlossen. Den Brunnen habe ich mit insgesamt 29 kleinformatigen, abstrakten Zeichnungen, Bleistift auf Papier, 10,5 x 14,8 cm, 2006 erschlossen.
Da ich selber damals wie heute keinen eigenen Garten besitze, musste ich mir die Brunnenkresse anderweitig besorgen. Zu diesem Zweck bin ich durch die verschiedenen Quartiere von Luzern spaziert und habe nach Kapuzinerkresse in den Gärten Ausschau gehalten. Immer, wenn Leute in den Gärten waren, suchte ich das Gespräch mit ihnen, erklärte ihnen meine Idee und fragte, ob ich ihre Kapuzinerkresse zu einem festgelegten Datum für mein Projekt holen dürfe. Meine Suche ging auch über die Stadtgrenzen von Luzern hinaus.
Die Menschen, welchen ich mit meinem Anliegen begegnete, waren sehr offen und hilfsbereit. Jede Person, die mich in diesem Projekt unterstützt hat, habe ich dann ein persönliches Dankesschreiben mit einem Foto der Performance per Post geschickt. Einigen habe ich meinen Dank sogar persönlich überbracht.
Ungefähr zehn Tage vor der Performance bin ich während zwei Tagen mit dem Auto die Kapuzinerkresse einsammeln gegangen und habe sie in meinem damaligen, ganz kleinen Atelier gelagert. Damit sie nicht vertrockneten habe ich die Stiele in Wassersäcke eingebunden. Der ganze Boden des Ateliers war überdeckt von den Pflanzen und es hat fürchterlich gestunken, weil die Ausdünstungen in dem kleinen Raum sich extrem konzentrierten.
Am Tag der Performance hatte ich zwei HelferInnen. Dies waren Laura Laeser und Thomas Walther. Thomas war unser Chauffeur und Laura war meine Betreuerin während der Performance. Sie half mir auch, die Kresse über dem Brunnen auszubreiten und flocht sie mir ins Haar.
Ich trug ein einfaches, rotes Kleid. Es war das Hochzeitskleid einer Freundin. Dieses Kleid tragen zu dürfen, war aus diesem Grund etwas Besonderes für mich.
Roger Levy filmte das Geschehen für seinen Blog auf dem Kultpavillon. Dieses Material habe ich noch nicht. Der Film ist auf Youtube leider nicht mehr zugänglich.
Am Tag meiner Performance realisierten die Kinder von Carlo Lischetti, der ein Jahr zuvor verstorben war, eine Gedenkausstellung, die nur an diesem Tag stattfand. Nach meiner Performance erfuhr ich dann, dass die Tochter von C. Lischetti an meiner Performance zugegen und sehr berührt gewesen war. Persönlich habe ich sie nicht kennengelernt.
Zur Geschichte des Lischetti-Brunnens
Wann genau der Brunnen an der Postgasse 70 erbaut wurde, ist nicht bekannt. Die heutige Ausführung des Brunnens, ursprünglich Kronenbrunnen genannt, besteht seit 1820-25.
Der Berner Künstler Carlo E. Lischetti (1946 – 2005) hat 1992 als Kunstprojekt eine Metalltreppe mit Geländer und einer Plattform realisiert, worauf jede/jeder eine lebendige Brunnenfigur sein kann. Seitdem nennt man diesen Brunnen Lischetti-Brunnen.
Remark
Legende Fotos:
Fotos Nr. 01 – 10 von Stella Pfeiffer
Nr. 01: Brunnenkresse beim Kloster Stans,
Nr. 02, 03 Lischetti-Brunnen,
Nr. 04 Meret Oppenheim-Brunnen
Nr. 05, 06 Kresse im Atelier und Kresse mit Wasserbeuteln
Nr. 07 – 10 Zeichnungen
Fotos Nr. 11- 24 von Roberto Conciatori
Dokumentation der Performance Urban Nature