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Revolving Histories (#bangbang-0283)

Rhizom
(2006)

https://www.stellapfeiffer.ch

Rhizom

23. 05. 2006
Performance / Installation
S16-Rhizom; Bahnhofshopping Luzern
Material: 7,3 Km gelber Wollfaden, Dachlatten, Raum ca. 100 qm, Schere, weisser Plastikschemel
Dauer: 2 Std.
Fotos: Roberto Conciatori

Handlungstext
Im Rahmen der Ausstellung S16 – Rhizom entsteht während zwei Wochen in einem ca. 100 qm grossen Raum eine Installation aus Dachlatten. Als Performerin bin ich eingeladen, mit der daraus resultierenden neuen Architektur zu interagieren.

Von meinem Kopf als Zentrum ausgehend, legt sich ein raumgreifendes Netzwerk von gelben Fäden über die Dachlattenkonstruktionen. Ich sitze während zweier Stunden am Fenster. Meine Regungslosigkeit ist durch minimalste Bewegungen zwischendurch unterbrochen. Am Schluss schneide ich mit einer Schere die Fäden, welche meinen Kopf umgeben, auf.

Der Raum mit der Installation und mir als Performerin war offen für das Publikum. Tom Huber performte zeitgleich mit einer kürzeren Performance.
Additional
Achim Schroeteler hatte mich zu dem Ausstellungsprojekt S16-Rhizom eingeladen, eine Performance zu realisieren. Als ich den Raum mit den Dachlatten zum ersten Mal sah, hatte ich sofort die Assoziation, dass von meinem Kopf aus sich ein Netzwerk aus Faden über diese Dachlatteninstallation spannen soll. Der Kopf hat die Bedeutung eines physischen und geistigen Potentials und Zentrums von dem alles ausgeht und sich in den Raum erstreckt. Der Raum als Raum im physikalischen Sinne, als Architektur und Installation, aber auch als Reflexionsraum ist wiederum ein Potential, das auf individuelle Weise betrachtet und interpretiert werden kann. Das Bild der Performance ist im Sinne eines Tableau vivant umgesetzt und bewegt sich im Spannungsfeld von Puppe – Mensch – Leben – Tod. Das Gelb der Wollfäden ist bedeutend für dieses Bild. Gelb als Symbol für Sonne, Licht, Energie, Lebendigkeit, Leben, Leben spendend, Wärme, positive Kraft u.v.a.m. Der Raum erschliesst sich mit einer grossen Glasfront zur Bahnhofhalle, in der jeweils ein reges Treiben herrscht. Auch hier werden die Passanten durch ein ungewöhnliches visuelles Ereignis in ihrem Alltag irritiert. Manche bleiben stehen und lassen sich auf eine Betrachtung ein – andere gehen eilig weiter. Die gekauften Wollfadenknäuel wickelte ich zu neuen Wollfadenbällen auf, damit ich diese möglichst einfach über die Dachlattenkonstruktion werfen konnte. Dieser Wickelprozess, eine intensive Meditation, dauerte mehrere Tage. Am Tag der Performance ging ich früh am Morgen in den Raum und warf während gut fünf Stunden die Wollbälle über die Dachlattenkonstruktion. Das Zentrum dieses spinnwebenartigen Geflechtes war eine Dachkonstruktion ganz nah am Schaufenster. Über dieser Konstruktion waren die Fäden ganz dicht geworfen. Mit dieser Konstruktion wurde dann später mein Kopf verbunden und damit mit dem ganzen restlichen Raum. Der Anfang der Performance war sehr hart für mich, denn ich hatte es unterschätzt, was es bedeutet, den Kopf mit Wollfäden zu umspinnen. Es gab einen starken Hitzestau und ich fürchtete Kreislaufprobleme. Ich war kurz davor, die Performance abzubrechen. Ungefähr nach einer halben Stunde war ich jedoch in ein Gleichgewicht mit meinem Körper gekommen – dies Dank meiner Atmung. Ich konnte die Performance während zwei Stunden durchführen. Nach der Performance wurde mir berichtet, dass ein kleines Mädchen die ganze Zeit über bei mir im Raum ganz nah sass, weil sie um mich fürchtete. Sie wollte bei mir sein und mir helfen, falls irgend etwas passieren würde. Ich habe das kleine Mädchen dann sogar noch persönlich kennengelernt und mit ihr gesprochen. Das hat mich sehr berührt. Roger Levy, der das Projekt S16-Rhizom filmisch begleitete, war ebenfalls ein Schutzengel, der zu meiner Sicherheit die ganze Zeit über bei mir in der Nähe geblieben war
Remark
Es gibt 12 Fotos zur Abklärung/Erarbeitung der Performance. Diese Fotos habe ich, Stella Pfeiffer, selber gemacht. Es gibt 13 Fotos der Performance. Diese Fotos hat Roberto Conciatori gemacht.
Gruppenausstellung und Performance

place: Bahnhof Luzern
KuratorIn: S16 - Rhizom, Achim Schreoteler und das damalige S16-Team
Dokumentationstyp: Dokumentation einer Performance/Aktion / Documentation of a performance/action

Medium

Fotos / Photos
Dauer: 2 Stunden