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Im Film sehe ich das Potenzial, soziale Dynamiken zu beobachten und zu erfassen, indem ich Zeit schaffe, um über jene Mechanismen nachzudenken, die sie bestimmen. Die Zwei-Kanal-Videoinstallation «Alogo», die in den späten Phasen der griechischen Staatsschuldenkrise gedreht wurde, verfolgt den Alltag von Artemis, dem Reitstall meiner Tante ausserhalb von Athen, und konzentriert sich auf die Machtstrukturen, die ins Spiel kommen, wenn Menschen – häufig Mädchen und Frauen – mit Pferden interagieren.
Artemis, nach welcher der Reitstall benannt wurde, ist die jungfräuliche Göttin der Wildnis, der jungen Frauen und des Mondes. Zu ihrem Heiligtum in Brauron, unweit des Clubs, wurden einst junge athenische Mädchen vor der Heirat geschickt, um rituell ihre eigene angeborene Wildheit aufzugeben, bevor sie in die (zivilisierten) Haushalte ihrer Männer eintraten.
«Alogo» ist das neugriechisch Wort für «Pferd», und ist selbst von «álogos» abgeleitet, was unvernünftig oder sprachlos bedeutet. Pferde sind jedoch soziale Tiere, die durch Körpersprache kommunizieren und sich nach strengen Hierarchien und Grenzen organisieren. Um ein Pferd zu kontrollieren, muss man selbstbewusst, direkt und dominant sein (traditionell mit männlichen Eigenschaften verbunden). Damit dies geschehen kann, müssen Pferde gezähmt (dressiert) werden, Weisungen akzeptieren, auf (menschliche) Vernunft hören.
Was kennzeichnet dieses Verhältnis zwischen Autorität und Freiheit? Worin besteht der Unterschied zwischen Kontrolle und Kommunikation?
Basel, 2019
Foto: Christian Knörr