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flags 9 - "1956" (Einreichung 11)
Additional
Dass ich mit dieser Fahne am 23.11.21 in den Lichthof der Credit Suisse ging - was erzählt das ? Dass ich dort aufstellen konnte und der Security mir noch einen kreativen Input gab, bevor ich zusammenpacken musste - und dass ich im Hof des Landesmuseums nicht mal aufstellen durfte - was erzählt das ? Inwiefern ist so eine "flüchtige Tat" relevant ? Inwiefern ist Traumatherapie Körperarbeit und was hat das mit Performance zu tun ?
Remark
Die Vergrösserung eines schwarz-weiss Fotos auf Papier als Fahne. Ein Foto vom November 1956 in Wien Westbahnhof, unsere Familie und unsere Tante mit Sohn – ohne die beiden Väter. Abreise in die Schweiz, die uns als Ungarnflüchtlinge aufnehmen wird. Ein «armes» Fahnenobjekt – Papier an Bambusstab an Bambustripod, geklebt – in einem edlen Raum, im Lichthof der Credit Suissel. Durch die Flucht in die reiche, demokratische Schweiz hat sich bei mir eine Art naiver Dankbarkeit eingenistet. Gleichzeitig als Künstler will und muss ich auch kritisch sein. Aber so weit, dass ich die Hand, die mich füttert, beisse, kann ich wegen der angesprochenen Dankbarkeit nicht gehen. Und eine innere Verletzung ist da in mir, wegen der Flucht, die ja nichts mit der Schweiz zu tun hat. Gleichzeitig eine hohe Spannung zwischen dieser inneren Verletzung – die zu einer Art Trotz führt – und dem Wohlstand um mich herum. Wie gehe ich als Künstler mit dem Spannungsfeld Kunst und Geld um ? Wie gehe ich ins Herz der Kunst ? Wie kann eine Transformation stattfinden, eine Umwandlung des Schmerzes in Kunst, eine Umwandlung einer Verletzung in eine Perle ? Im Herzen des Reichtums gibt es ja auch Armut. Gibt es auch die innere Verletzung, den seelischen Schmerz. Kunst ist meine Berufung, ist Beruf, Arbeit, Verdienst, Ringen um Anerkennung. Ist Impuls Drang Trieb Intuition Talent. Was ist die Wirkung ? Echo Anerkennung Ruf Ruhm Auszeichnung Veränderung ? Wo und wie werde ich, wird meine Kunst, vereinnahmt, instrumentalisiert ? Hütte und Palast gehören zusammen. Dass ich mit der armen «1956»-Papierfahne in den Lichthof der Credit Suisse gehe. Into the heart of money. Und davon ein Foto mache und auf facebook poste. Und damit mich beim Kunsthaus bewerbe. Und schreibe, dass das zusammengehört, weil genau diese Spannung auf die von mir angesprochene menschliche Existentialität verweist. Auf die Interdependenz. Ein prekäres Kunstobjekt braucht Schutz. Hier im Lichthof ist auch das Kunstwerk ausgesetzt und braucht ein Museum wo es aufbewahrt wird. Da muss Geld ins Spiel kommen. Das liberale Zürich ist reich. Ist Zürich reich, weil es eine liberale Stadt ist ? Für mich als Ungarnflüchtling sind dies wichtige Fragen. Welche Rolle spielt mein Talent in diesem Kontext. Wie ist mein Überleben gesichert ? Wie kommt mein Können zum Tragen ? Und wie werden Qualität Wert und Preis meiner Arbeit bestimmt ? Ich habe diese «arme» Form gewählt, damit die Form nicht vom Inhalt ablenkt. Damit dieses Gefühl der Nacktheit, das du als mittelloser Flüchtling hast – und das dich vielleicht nie ganz verlässt – zum Ausdruck kommt. Und die sehr hohe Spannung zwischen dieser mittellosen Existentialität und dem reichen Umfeld. Meine Arbeit hat einen starken performativen Aspekt der im Trauma der Flucht gründet. Ich suche immer wieder diese Ausgesetztheit, die einerseits eine innere Wunde ist, andererseits paradoxerweise mit einer Lust, einer Erregung verbunden ist, einer erhöhten Präsenz und einem Gefühl von Freiheit. Aus der Traumaforschung wissen wir, dass das Zurückkehren an die Stellen der Verwundung ein zentraler Mechanismus ist im Prozess der Gefühlsübertragung, den wir zu besänftigen versuchen. Diese Prozesse spielen eine wichtige Rolle auch in der Performance-Kunst. Marina Abramovic verweist immer wieder auf diese Zusammenhänge, auch im Hinblick auf ihre eigene Geschichte. Deshalb habe ich dieses Familienfoto ausgewählt, weil es auf den zentralen Moment in meiner Biografie verweist. Und weshalb Fahne ? Im Langzeit-Projekt «flags» erforsche ich das Phänomen «Fahne» und die Verführungsmacht dieses Stück Stoffes an einem Stab als erster bewegter Informations- und Identifikations-Träger.
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- verschiedene in Zürich
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- function
- Künstler
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- 1953
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- performers
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- Die Vergrösserung eines schwarz-weiss Fotos auf Papier als Fahne. Ein Foto vom November 1956 in Wien Westbahnhof, unsere Familie und unsere Tante mit Sohn – ohne die beiden Väter. Abreise in die Schweiz, die uns als Ungarnflüchtlinge aufnehmen wird. Ein «armes» Fahnenobjekt – Papier an Bambusstab an Bambustripod, geklebt – in einem edlen Raum, im Lichthof der Credit Suissel. Durch die Flucht in die reiche, demokratische Schweiz hat sich bei mir eine Art naiver Dankbarkeit eingenistet. Gleichzeitig als Künstler will und muss ich auch kritisch sein. Aber so weit, dass ich die Hand, die mich füttert, beisse, kann ich wegen der angesprochenen Dankbarkeit nicht gehen. Und eine innere Verletzung ist da in mir, wegen der Flucht, die ja nichts mit der Schweiz zu tun hat. Gleichzeitig eine hohe Spannung zwischen dieser inneren Verletzung – die zu einer Art Trotz führt – und dem Wohlstand um mich herum. Wie gehe ich als Künstler mit dem Spannungsfeld Kunst und Geld um ? Wie gehe ich ins Herz der Kunst ? Wie kann eine Transformation stattfinden, eine Umwandlung des Schmerzes in Kunst, eine Umwandlung einer Verletzung in eine Perle ? Im Herzen des Reichtums gibt es ja auch Armut. Gibt es auch die innere Verletzung, den seelischen Schmerz. Kunst ist meine Berufung, ist Beruf, Arbeit, Verdienst, Ringen um Anerkennung. Ist Impuls Drang Trieb Intuition Talent. Was ist die Wirkung ? Echo Anerkennung Ruf Ruhm Auszeichnung Veränderung ? Wo und wie werde ich, wird meine Kunst, vereinnahmt, instrumentalisiert ? Hütte und Palast gehören zusammen. Dass ich mit der armen «1956»-Papierfahne in den Lichthof der Credit Suisse gehe. Into the heart of money. Und davon ein Foto mache und auf facebook poste. Und damit mich beim Kunsthaus bewerbe. Und schreibe, dass das zusammengehört, weil genau diese Spannung auf die von mir angesprochene menschliche Existentialität verweist. Auf die Interdependenz. Ein prekäres Kunstobjekt braucht Schutz. Hier im Lichthof ist auch das Kunstwerk ausgesetzt und braucht ein Museum wo es aufbewahrt wird. Da muss Geld ins Spiel kommen. Das liberale Zürich ist reich. Ist Zürich reich, weil es eine liberale Stadt ist ? Für mich als Ungarnflüchtling sind dies wichtige Fragen. Welche Rolle spielt mein Talent in diesem Kontext. Wie ist mein Überleben gesichert ? Wie kommt mein Können zum Tragen ? Und wie werden Qualität Wert und Preis meiner Arbeit bestimmt ? Ich habe diese «arme» Form gewählt, damit die Form nicht vom Inhalt ablenkt. Damit dieses Gefühl der Nacktheit, das du als mittelloser Flüchtling hast – und das dich vielleicht nie ganz verlässt – zum Ausdruck kommt. Und die sehr hohe Spannung zwischen dieser mittellosen Existentialität und dem reichen Umfeld. Meine Arbeit hat einen starken performativen Aspekt der im Trauma der Flucht gründet. Ich suche immer wieder diese Ausgesetztheit, die einerseits eine innere Wunde ist, andererseits paradoxerweise mit einer Lust, einer Erregung verbunden ist, einer erhöhten Präsenz und einem Gefühl von Freiheit. Aus der Traumaforschung wissen wir, dass das Zurückkehren an die Stellen der Verwundung ein zentraler Mechanismus ist im Prozess der Gefühlsübertragung, den wir zu besänftigen versuchen. Diese Prozesse spielen eine wichtige Rolle auch in der Performance-Kunst. Marina Abramovic verweist immer wieder auf diese Zusammenhänge, auch im Hinblick auf ihre eigene Geschichte. Deshalb habe ich dieses Familienfoto ausgewählt, weil es auf den zentralen Moment in meiner Biografie verweist. Und weshalb Fahne ? Im Langzeit-Projekt «flags» erforsche ich das Phänomen «Fahne» und die Verführungsmacht dieses Stück Stoffes an einem Stab als erster bewegter Informations- und Identifikations-Träger.
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- Genres:Aktion;Themen:Kapitalismus;Themen:Migration;Materialien:Biografie;Räume:Öffentlicher Raum
- sprache
- deu