ionicons-v5-h ionicons-v5-f ionicons-v5-f ionicons-v5-k ionicons-v5-a ionicons-v5-i ionicons-v5-e ionicons-v5-h ionicons-v5-l ionicons-v5-j ionicons-v5-g ionicons-v5-g ionicons-v5-i ionicons-v5-k ionicons-v5-g ionicons-v5-g

Hochformat • Mo 22.03.10

Ligna: Der neue Mensch
Der neue Mensch von Ligna (Hamburg) ist ein performatives Hörspiel ohne Publikum. Über Radio werden die Besucher zum Bewegungschor.
Diskussionsrunden, Demos, Lesegruppen, Aufrufe spätestens in den 1990er Jahren gerieten herkömmliche Formen außerparlamentarischer politischer Manifestation in die Krise. Eine neue Kunst des Handelns war gefragt, von der man sich andere Formen politischer Information und Intervention erhoffte: Wie kann man in der Vermittlung politischen Wissens zugleich an der Konstitution neuer ֦Öffentlichkeiten arbeiten, statt eine kritische Öffentlichkeit als gegeben vorauszusetzen? Wie können Sender-Empfänger-Modelle differenziert werden? Wie kann man die Vermittlung von Wissen an die Schaffung eines experimentellen Raumes binden, so dass ein Kontinuum zwischen Theorie und Praxis entsteht?
In Shows, performativen Interventionen und Installationen untersuchen sie die Bedeutung der Zerstreuung im Radio bzw. des Radios. Sie entwickeln Modelle anderer, performativer Radionutzungen wie das «Radioballett» und erweitern mit ihren Theater- und Performancearbeiten die Rolle der Rezipienten im öffentlichen Raum.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts, unter dem Schock des Ersten Weltkriegs, hofften Künstler auf die Aufhebung von Kunst und Leben, auf die Revolutionierung aller Verhältnisse mit Hilfe der Kunst, auf eine andere Gesellschaft als die kapitalistische. Drei Entwürfe eines neuen Menschen, neuer Kollektive, eines besseren Lebens – und ein vierter schießt quer.
Der Dichter Bertolt Brecht entwirft in seinen Lehrstücken das Theater eines klassenlosen Staats, indem die Gesten des Menschen, und damit die gesellschaftliche Situation im Ganzen veränderbar werden. Der Tänzer Rudolf von Laban probt in Bewegungschören kollektive Gesten, deren Schwingungen die Macht neu verteilen sollen. Der Regisseur Wsewolod Meyerhold experimentiert in der jungen Sowjetunion mit biomechanischen Übungen, in denen der Mensch seinen Körper erneuert. Und der Komiker Charlie Chaplin stolpert über alle diese utopischen Hoffnungen.
• h Ligna: Der neue Mensch (Radioballett Hamburg)
Der neue Mensch führt diese Bewegungen in einem Theater ohne Schauspieler durch: Das Publikum hört über Radio ein performatives Hörspiel, das sie nicht nur nacheinander mit den vier Positionen vertraut macht, sondern ihnen auch Übungen, Bewegungen und Gesten vorschlägt. Doch nicht alle gleichzeitig. Über Kopfhörer wird das Publikum in die vier Positionen gespalten. Alle Viertelstunde wechselt das Programm. Jede Gruppe wird jede Position einmal einnehmen, so wird viermal dasselbe Stück mit verschiedenen Rollen aufgeführt. Dieses Theater ohne Bühne initiiert kollektive Bewegungen und macht ungeahnte Handlungfähigkeiten sichtbar. Der neue Mensch aktualisiert damit die verschütteten utopischen Hoffnungen und stellt die Frage nach der Funktion des Theaters heute.
Plexwerkhalle, Bhf St. Johann, Basel, 22.03.2010
http://www.kasko.ch/2010/index.php?/project/hochformat--mo-220310/


Full spec

AccessDate
2019-02-14T14:18:51Z
DateAdded
2019-03-07T11:35:22Z
DateModified
2019-03-07T11:35:22Z
Key
XF36F9C8
PresentationType
Hörspiel