Presseartikel zur Saisoneröffnung Lotter-Schrott zum Stottern bringen Der Solothurner Künstler-Musiker Christoph Hess eröffnete im Kaskadenkondensator die 11. Saison.
Im Mai durfte man das zehnjährige Bestehen des 140 Quadratmeter grossen Projektraums im ehemaligen Brauereihaus Warteck begehen. Jetzt, ein halbes Jahr später, ist man in die elfte Saison des 'Kaskadenkondensators' gestartet.
Die vier Künstlerinnen Ruth Buck, Pascale Grau, Judith Huber und Irene Maag (alle sind sie ehemalige Vorstandsmitglieder) bilden den neu vierköpfigen, geschüftsführenden Vorstand. Hauptanliegen bleibt der Rollenwechsel zwischen Kunst und Kunstvermittlung. Künstler werden zu Kuratoren. Publikum und Künstler tauschen Rollen. Muster der Wahrnehmung sollen aufgebrochen, neue Arten der Interaktion erprobt werden.
Wie vorzüglich das in der Praxis funktioniert, zeigte am Startwochenende der Solothurner Kunstschaffende Christoph Hess (geboren 1968). Unter dem Namen 'Strotter Inst' präsentierte der gelernte Architekt fünf Installationen mit Lenco-Plattenspielern. Wie die Komponenten einer Tinguely-Maschine Pro Installation hat Hess mehrere Abspielgeräte mit Kabelsträngen verhängt. Freischwebende Leuchtbirnen und weitere, per Motor sacht bewegte Aufsätze sabotieren den ursprünglichen Abspielprozess, definieren ihn (etwa mit einem neu ins Spiel gebrachten Diaprojektor) um. In Endlosschlaufen gefangen torkeln die alten Analog-Abspielgeräte wie die Komponenten einer Tinguely-Maschine.
Die ihres ursprünglichen Zwecks beraubten Nadeln der Plattenspieler kratzen sinnlose Muster in Reste von Vinylplatten, beschallen, zunächst schier unbemerkt, den Kunstraum. Auch ein Vinylstück der Proto-Punk-band 'Sex Pistols' findet Verwendung: Die Umwandlung von 'Abfall' (englisch 'Punk') in Kunst weist dabei auf die tatsächlichen 'Strotter' im Wien der Nachkriegszeit zurück. Diese schöpften im 'Underground' der Kanalisation Fett ab, das dann zu Seifen und Kerzenwachs weiterverarbeitet wurde.
Zweimal wechselt Christoph Hess alias 'Strotter Inst' die Rolle, weckt seinen stotternden Lotter-Schrott zu neuem Leben: Mittels Tonzellen und einem Mischpult entwickelt der Plastiker als Musiker, meist durch behutsames Auf- und Abblenden, eine organisch wachsende Klangskulptur von betörender Dichte. Dank des gemächlichen Grundtempos sind die Handgriffe für den Betrachter optisch leicht nachvollziehbar. Eine an der Decke angebrachte Kamera nimmt das Geschehen auf. Ein Videobeamer projiziert die Aufnahme im Rücken des Künstlers an die Wand. So wird das Geschehen auf einen zusätzlichen Einstiegswinkel hin (von oben aus) geöffnet.
Basellandschaftliche Zeitung - bz - MONTAG, 4. OKTOBER 2004
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- AccessDate
- 2019-03-01T13:20:44Z
- DateAdded
- 2019-03-07T11:35:22Z
- DateModified
- 2019-03-07T11:35:22Z
- Key
- V23B5K8Y
- PresentationType
- Presseartikel