ionicons-v5-h ionicons-v5-f ionicons-v5-f ionicons-v5-k ionicons-v5-a ionicons-v5-i ionicons-v5-e ionicons-v5-h ionicons-v5-l ionicons-v5-j ionicons-v5-g ionicons-v5-g ionicons-v5-i ionicons-v5-k ionicons-v5-g ionicons-v5-g

Morgenstund hat Gold im Mund

Ein wenig orientierungslos reibe ich mir den Schlafsand aus den Augen und watschle durch den schmalen Gang in das Wohnzimmer. Dort befindet sich zugleich auch die Küche.
Ich blicke mich um: es herrscht bereits Vollbetrieb und der Raum ist erfüllt mit dem herrlichen
Geruch von frischem Kaffee. Es muss bereits spät sein, denke ich mir.
Ich höre ein lautes ticken der Wanduhr. Alles ist noch ein wenig schummrig, und die Augen
können gar nicht anders, sie suchen nach Licht. Und finden es schnell: die einzige Lichtquelle befindet sich am Ende des Raumes. Ein kleines offenes Fenster. Die Storen sind leicht geöffnet und durch sie strömt euphorisch das Sonnenlicht herein. Fast wie ein Freund, der es kaum erwarten kann einem wiederzusehen. Das farbige Tischtuch und die Keksdose, die offen zur Schau steht, ziehen alle Aufmerksamkeit auf sich. Kaum habe ich mich gesetzt, liegt auch schon die heisse Schokolade bereit. Ich frage mich wie lange es wohl her ist, seitdem das letzte Mal jemanden etwas daraus gezückt hat? Ich will es lieber nicht wissen.
Stundenlang könnte ich zusehen, wie dieser vertrocknete Keks sich langsam vollsaugt. Nun sieht er richtig besoffen aus. Was für ein Spektakel! Es ist halb sieben und ich haue mich nochmals aufs Ohr.
Basel, 2020