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Beim Betreten meines Erinnerungsraumes wurde man als erstes von der kühlen Luft umschlungen. Dem sterilen Duft von Zitrone gemischt mit jenem von Kunstleder und Plastik konnte man nicht entkommen. Wurden die Türen dann geschlossen, konnte man den Raum vorerst nicht mehr verlassen.
Trotz seiner Tiefe war der Raum schmal und eng. Die kalte Atmosphäre wurde von den grauen Kunststoffmaterialien noch verstärkt. Der dunkle Teppichbelag war fleckig und abgenutzt. Mein Erinnerungsraum war eine fliegende Schutzkapsel aus Aluminium. Dies gab dem Raum eine gewisse Leichtigkeit obwohl er mehrere Tonnen wiegen musste. Weder Türen noch Fenster besaßen Ecken oder Kanten. Auch Wände und Decken waren abgerundet. Der Raum schirmte mich von der ganzen Welt ab und schützte mich. In meinem Erinnerungsraum war ich weit weg von meinen geliebten Menschen und fühlte mich trotzdem zu allen gleichzeitig verbunden. Wenn mich das direkte Licht der Sonne blendete und wärmte waren alle Sorgen vergessen und wenn ich nachts die kleinen Lichtpunkte am Horizont erblickte fühlte ich mich sicher aufgehoben. Je länger ich mich im Raum aufhielt desto stickiger wurde jedoch die Luft. Der zitronige Duft vermischte sich mit dem Duft von frischem Kaffee und Schweiß. Ein stetig dumpfes Geräusch vermischte sich mit leisen Stimmen und Kindergeschrei. Der ohnehin schon enge Raum fühlte sich mit der Zeit immer einschränkender an.
Obwohl ich von vielen Menschen umgeben war fühlte ich mich alleine. Die Einsamkeit war schön, denn man wurde beim Verlassen des Raumes von einem geliebten Menschen empfangen.
Basel, 2020